Otto - Erzbischofsregesten (1328-1353)

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Otto, RggEbMz Nr. 3079

Datierung: 4. Mai 1330

Quelle

Ohne Aussteller, Empfänger und Empfangsort

Archiv: Otto, Regesten

Weitere Überlieferung:

Inhalt

Kopfregest:

Papst Johann XXII. schreibt an den Bischof Adolph von Lüttich in Sachen der Gefangennahme des Erzbischofs Balduin von Trier durch Gräfin Loretta von Sponheim.

Vollregest:

P. Johann XXII. an den Bischof [Adolph] von Lüttich. Die edle Frau (nobilis mulier) Gräfin Loretta (-rete) von Sponheim (Spanheym), Herrin von Starkenburg (-ckemberg), Trierer Diözese die unlängst (dudum) in Verbindung mit mehreren Genossen (complicibus et fautoribus) den Erzbischof Baldewin von Trier (venerabilem fratrem nostrum B. archiepiscopum Treverensem) und einige Priester und Kleriker (tam religiosos quam seculares), die jenen begleiteten, gefangen genommen und eine Zeitlang auf einer Burg gefangen gehalten, dann aber (huiusmodi reatus penitens) wieder (omnino illesos) in Freiheit gesetzt hat, ist mit einigen ihrer Genossen, nämlich den Rittern Nicholaus von Neuerburg (de Novomonte) und Volker von Starkenburg (-ckemberg), den domicelli Rygwin von Mühlen (Mylin) und Nicholaus von Schmidtburg (Smyde-) und dem laycus Bertram von Vaucouleur (Wakeler), Treverensis et Moguntine diocesium, persönlich vor dem Papste erschienen (apud sedem apostolicam constituta), hat ihm einen Brief des Erzbischofs Baldewin (a dorso earum munitas) [Reg. 3074], dessen Wortlaut inseriert ist, überreicht, in dem dieser mit ihrer Lossprechung sich einverstanden erklärt, und hat um Absolution von der Exkommunikation und anderen Strafen gebeten, die sie sich durch ihr Vergehen zugezogen hat. Auf die Bitten des Erzbischofs Baldewin, des Kgs. Johann von Böhmen und der Gräfin selbst hat der Papst diese samt ihren anwesenden Mitschuldigen (apud dictam sedem presentibus) durch den Kardinalbischof Gaucelin von Albano (penitenciarie nostre curam gerentem), nachdem sie und ihre Begleiter sich zuvor eidlich zum Gehorsam gegen die Kirche und zur Übernahme der ihnen aufzuerlegenden Buße verpflichtet hatten, von der Exkommunikation lossprechen lassen. Auch hat der Gräfin und ihren unmündigen Kindern durch den gen. Bischof (von Albano) die Strafen erlassen, quas per constitutionem f. r. Clementis pape V. ... editam in concilio Viennensi[a] seu alia jura canonia nec non per statuta provincialia et synodalia incurrerunt, und der Gräfin und ihren Helfern eine genau angegebene Buße auferlegt. Der Papst beauftragt den Bischof, die von ihm vollzogene Absolution auf Verlangen der Gräfin und ihrer Genossen (cum per eos requisitus fueris) bekannt zu geben (denuntians ... absolutos) und die übrigen Genossen auf Verlangen unter den gleichen Bedingungen zu absolvieren.
- Licet atrocissima.

- D. Avinione IV. nonas Maii pont. a. 14.

Quellenkommentar:

Or.: München, B. Hauptstaatsarchiv (Sponheim E 5141, jetzt: Rheinpfälzer u. überrhein. Urk. f. 693). Bulle hängt an Kordel. Links unter dem Umbug: LXXX A. de Villa, L pro te, XXX pro Sicardo; rechts auf dem Umbug: P. de Rivo. Dorsal: Registr. et rest. R. DCCCCLXXXIII. - Inser. 1. in Not. Instr., d. 1330 Aug. 14 in castro Starkenberg; Koblenz, Staatsarchiv (Sponheim 42 h); 2. Urkunde des Bischofs Adolph von Lüttich vom 10. März 1331; Or.: München, Geh. Staatsarchiv K. rot 69/i 3. (Durch diese werden absolviert die folgenden Genossen der Gräfin: Heyderich de Wininghen, Henrich de Ponderich, Theod. de Steyden, Nichol. de Allenbach, Wenzo gen. Goldegen, Hennekin gen. de Boos, Heinrich gen. Komkoifere, Conrad gen. Eydelman, Sifrid gen. Nus (Nus). Registriert: Rom, Reg. Vat. 93 Nr. 993 u. Reg. Vat. 115 f. 154 Nr. 1880. - Gedr.: Würdtwein, Subs. dipl. 9, 55 Nr. 27; Riezler, Vatik. Akt. 460 Nr. 1321 (im Auszug): Sauerland, Urk. u. Reg. 2, 325 Nr. 1895. - Reg.: Raynald, Ann. eccl. ad a. 1330 § 51, 52; Böhmer, Reg. Imp. 223 Nr. 103. - Vgl. Lehmann, Die Grafschaft und die Grafen vo Spanheim 2, 37, 39 u. Dominicus 248 (irrtümlich zu 1329).

P. Johann XXII. hat der Gräfin bereits am 24. April 1330 Beweise seiner Gunst gegeben: 1. Auf ihre Bitte genehmigte er "dilecte in Christo filie Lorette, comitisse de Spainheim", einen tragbaren Altar - Sincere devotionis. - D. Avinione VIII. kal. Maii pont. a. 14; Or.: München e. l. Rechts auf Umbug: Pro P. de Caun[is] Jo. Cam.; links unter Umbug: A. de Villa. Dorsal: Ponsardus R. MMDXIII). Bulle an roter Kordel hängend. - 2. Er erlaubt ihr, das Kloster Himmerod (Hymen-), O. Cist., Kölner Diözese, wo der Leib ihres verst. Gatten, des Grafen Heinrich, begraben liegt, (cum decenti comitiva) jährlich am Jahrestage des Grafen zu betreten, um dort feierliche Exequien zu begehen. - Ex devotionis. - D. Avinione VIII. kal. Maii pont. a. 14; Or.: München e. l. Rechts auf Umbug: P. de Caunis; links unter dem Umbug: XA. de Villa. Dorsal: Ponsardus R. MMDXV. - 3. gewährt er ihr einen einmaligen vollkommenen Ablass (omnium peccatorum plenam remissionem ... in mortis articulo): Registr.: Rom. Reg. Vat. 94 Nr. 454; danach Reg.: Riezler, Vat. Akt. 458 Nr. 1312; Sauerland, Urk. u. Reg. 2, 319 Nr. 1815. - 4. erteilt er ihr die Befugnis, an Orten, die dem lnterdikt unterliegen, für sich, ihr Kinder und ihre Begleitung (familie) die hl. Messe zelebrieren zu lassen (missam et alia divina officia ... facere celebrari ... ianuis clausis); Registriert: Rom, Reg. Vat. 85 Nr. 524; Reg.: Sauerland, Urk. u. Reg. 2, 319 Nr. 1876. Am gleichen Tage providiert er Lorettas Sohn Gottfried mit einem Kanonikat in Köln und reserviert ihm eine Präbende (Reg. Vat. 96 Nr. 609, Sauerland, Urk. u. Reg. 2, 320 Nr. 1879; vgl. dazu Kisky, Die Domkapitel der geistl. Kufürsten S. 161 und 190 Nr. 314), und ihrem Sohn Heinrich gewährt er dasselbe für Mainz (Reg. Vat. 94 Nr. 840. - Reg.; Sauerland 2, 320 Nr. 1880; Riezler 458 Nr. 1313; s. Kisky 106 und 147 Nr. 350); s. Lehmann, D. Grafsch. Spanheim 2, 38 und später unter Heinrich v. Virneburg.

Die Gräfin war schon einige Zeit vor dem 23. April in Avignon eingetroffen, denn an diesem Tage stellt ihr der Papst bereits einen Geleitsbrief für die Rückreise aus (Registr.: Rom, Reg. Vat. 115 f. 92 Nr. 1498; Gedr.; Riezler, Vat. Akt. 457 Nr. 1310; Sauerland 2, 318 Nr. 1872 (im Auszug): Cum dil. in Christo filia nobilis mulier Loretta de Spaynheim, que nuper ad sedem apostolicam pro certis negotiis conscienciam suam tangentibus venerat, ab eadem sede discedens ad partes Alamanie dirigat gressus suos).

Am gleichen Tage beauftragt der Papst den Thesaurar der Kirche zu Bonn, Kölner Diözese, mit der Untersuchung einer Klage des Edelknechtes Nicolaus de Smedeburg, Mainzer Diözese, gegen den Juden Muskinus zu Trier, (erwähnt in der Abrechnung Baldewins mit seinem Offiziaten in Koblenz vom 11. Januar 1329; s. Reg. 2990), in einer Geldsache. Or.: Koblenz (Sponheim 42 c). Bulle an Hanfschnur. In dorso: Commiss. comitisse de Spaheim domine de Starken.

Auf Grund des päpstlichen Mandats vom 4. Mai 1330 hat Bischof Adolph von Lüttich am 10. März 1331 die Absolution der Gräfin und ihrer Genossen ausgesprochen. - D. in castro nostro Michal 1330 mensis Martii die X. - Or.: München, Geh. Staatsarch. (Kasten rot 69/i 3). Siegel abgef. (Schnitt).

Fußnotenapparat:

[a] Clement. Lib. V Tit. VIII cap. 1: Si quis suadente diabolo.

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Keine

Metadaten

Zitierhinweis:

Otto, RggEbMz Nr. 3079, in: Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe, URI: http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/7419 (Zugriff am 03.05.2024)