Vigener - Erzbischofsregesten (1354-1374)

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Vigener, RggEbMz Nr. 3163a

Datierung: 28. April 1374 und danach

Quelle

Ohne Aussteller, Empfänger und Empfangsort

Archiv: Vigener, Regesten

Weitere Überlieferung:

  • Vigener, Regesten mit Verweis auf:siehe Angaben im Text.

Geographische Bezüge:

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Inhalt

Kopfregest:

Von der Erhebung des Bamberger Bischofs Ludwig von Meißen 1374 auf den Mainzer Erzbischofsstuhl bis zur Provison Adolfs Von Nassau im Jahr 1381

Vollregest:

Am 28. April 1374 hat Papst Gregor XI, der bis dahin zur Bestätigung der Postulation Adolfs von Nassau bereit schien, den ihm durch Kaiser Karl IV. bezeichneten Bamberger Bischof Ludwig von Meißen mit dem Mainzer Erzstift providiert (Vigener, RggEbMz Nr. 3164). Ludwig ist als der dritte Sohn Friedrichs des Ernsthaften, Markgrafen von Meißen und Landgrafen vonThüringen (gest. 18. November 1349), aus dessen Ehe mit Mathilde, der 1346 verstorbenen Tochter Kaiser Ludwigs IV., am 25. Februar 1341 geboren.[a] Bereits am 2. April 1352 erhielt er von Papst Klemens VI. die urkundliche Anweisung auf ein Kanonikat nebst Anwartschaft auf eine Präbende im Mainzer Domkapitel.[b] Papst Innocenz VI. hat diese Provision am 26. Juli 1354, also nachdem Erzbischof Gerlach in den vollen Besitz des Mainzer Erzstiftes gekommen war, erneuert[c] und ihm an demselben Tag im Magdeburger Domkapitel gleichfalls Kanonikat und Präbendenanwartschafi gewährt.[d] Ins Mainzer Domkapitel ist Ludwig tatsächlich niemals aufgenommen worden. Dafür wurde er am 17. November 1355 mit der Würzburger Domkantorie ausgestattet[e], und am 17. März 1357 wurde dem Sechzehnjährigen das Bistum Halberstadt verliehen.[f]

Auch als Bischof war Ludwig noch auf die finanzielle und militiärische Unterstützung seiner Brüder angewiesen[g] und vermochte sich bei seiner offenkundigen Unfähigkeit keine Sympathien zu gewinnen.[h] Sein Versuch, 1361 das Erzstift Magdeburg zu erlangen, scheiterte;[i] ein Teil des Domkapitels trat für ihn ein, aber Karl IV. setzte bei der Kurie die Ernennung des ihm als vertrauter Ratgeber nahestehenden Bischofs Dietrich von Minden durch. Erst 1366 konnte er dank den guten Beziehungen seiner Brüder zum Kaiser das Bistum Halberstadt mit dem viel reicherem exemten Bistum Bamberg vertauschen,[j] das am 19. Mai 1366 durch den Tod Bischof Friedrichs frei geworden war.

Als es über die böhmische Territorialpolitik Karls IV. zum Zerwürfnis zwischen diesem und den Markgrafen von Meißen kam, hat Bischof Ludwig sich zu seinen Brüdern gehalten.[k] In ihrem Sühnevertrag mit dem Kaiser (25. Nov. 1372), der zugleich Bündnisvertrag war, ist dann auch er aufgenommen worden. Nach dem Tod Erzbischof Johans von Mainz wurde der bischöfliche Bruder der dem Kaiser engverbündeten Markgrafen der kaiserliche Kandidat für Mainz. Die Erfüllung der wahrscheinlich am 1. Mai 1373 in Prag gegebenen mündlichen Zusicherung über die Erhebung Ludwigs auf den Erzstuhl [l] ist von Gregor XI. lediglich aus finanzpolitischen Gründen hinausgeschoben worden. Die Kurie erweckte durch ihre Haltung in dem Erwählten des Domkapitels die Hoffnung auf die päpstliche Bestätigung.[m] Erst als die päpstliche Kammer den größten Teil des den rheinischen Erzbischöfen, sowie dem Klerus ihrer Diözesen und der Diözesen Worms, Speyer und Straßburg auferlegten Subsidiums durch Adolf von Nassau erhalten hatte,[n] gab Gregor XI. diesen preis und ließ am 28. April 1374 die Erkennungsurkunde für Ludwig ausstellen, der schon bald nach Mitte Oktober von Bamberg nach Avignon aufgebrochen war.[o]

Erzbischof Ludwig hat trotz der Begünstigung durch Papst und Kaiser nicht vermocht, den durch das Domkapitel dauernd unterstützten und ihm persönlich weit überlegenen Gegner zu verdrängen. Das halb mainzische, halb meißnische Langensalza war zumeist seine Residenz, sein geistlicher Einfluss dehnte sich vermöge seiner Verbindung mit der Kurie gelegentlich auch auf die ihm sonst verschlossenen Teile der Diözese Mainz aus, seine politische Geltung hielt sich in den Grenzen, die ihm durch die Macht und den guten Willen seiner Brüder und des Kaisers gesteckt waren. Als Adolf von Nassau im Fehmar 1381 seinen Frieden mit König. Wenzel schloss, der zugleich den Ausgleich mit Papst Urban VI. gewährleistete, hörte Ludwig auch für die Krone auf, als Mainzer Erzbischof zu gelten; am 28. April 1381 wurde Adolf mit dem Erzstit Mainz, Ludwig mit Magdeburg providiert.

Quellenkommentar:

Die bei v. Reitzenstein, Regesten der Grafen v. Orlamünde 190 aus Paulus Jovius, Chron. Schwarzburg. (Schöttgen und Kreysig, Diplomata et Scriptores 1, 383) unter dem 17. März 1374 verzeichnete Urkunde Erzbischof Ludwigs u. a. ist vom 17. März 1377 (s. dort).

Die bei Gudenus mit dem irrigen Datum des 21. April 1374 abgedruckte Urkunde Erzbischof Ludwigs ist tatsächlich am 21. Juli 1374 (siehe dort) ausgestellt.

Fußnotenapparat:

[a] Vgl. Posse, Die Wettiner Tafel 5 und S. 61. [b] Urkunde Klemens V. Nobiltas generis. - D. Avinione IV. nonas Aprilis anno X. Rom, Reg. Avin. 255 f. 577.
[c] Kehr/Schmidt, Urkunden 15 Nr. 47 und 48.
[d] Kehr/Schmidt, Urkunden 17 Nr. 54.
[e] Kehr/Schmidt, Urkunden 32 Nr. 110.
[f] Die Urkunde Innocenz VI. ist gedruckt G. Schmidt, UB. des Hochstiftes Halberstadt 3, 570 (verzeichnet: Kehr/Schmidt, Urkunden 162 Nr. 47).
[g] Vgl. Wenck, Die Wettiner im 14. Jahrh. 97 (Anm. 3 zu S. 11) und Ahrens, Karl IV. und die Wettiner 9 Anm. 10 und 11 Anm. 1.
[h] Vgl. Magdeburger Schöppenchronik (Stiftschroniken, Bd. 7) 233 f.: Ein Teil der Magdeburger Domherren wählt Ludwig, der to Halberstad ein koren bischop war gewesen wol tein jar. to dussem kore was den borgeren nicht sere leve und den lantluden, wente de bischop ein junk man was von grotem slechte und ok dat bischopdom van Halberstad also vorstan hatte, dat sin volk al to sere ome nicht dankeden, und hedden uns on wol gelaten.
[i] Vgl. Vigener, Karl IV. und der Mainzer Bistumsstreit 19 Anm. 46.
[j] Provisionsurkunde Urbans V., 1366 Juni 5. Vgl. Eubel, Hierarchia. cathol. (2. Aufl.) 1, 127.
[k] Vgl. Ahrens a. a. o. 15ff., bes. 37ff.
[l] Vgl. (auch zum Folgenden) Vigener a. a. O. 21 ff.
[m] Vgl. die in den Anm. zu Reg. 3164 angeführte Stelle des Chronicon Moguntinum.
[n] Vgl. Reg. 3137, 3160 und 3165.
[o] In einer zu Bamberg am 12. Oktober 1373 ausgestellten Urkunde (Or. Perg.: München, Reichsarchiv, Bamberger Archiv, Burggrafentum Nürnberg fasc. 48. - Gedruckt: Monumenta Zollerana 4, 249) überträgt Bischof Ludwig, da ervon notiger anligender sache wegen vom land gein Avion reiten will, die Fürsorge für sein Land seinem Schwager, dem Burggrafen Friedrich vonNürnberg. Doch urkundet Ludwig noch am 16. Oktober in Bamberg (Urkunde gedruckt: Lünig, Codex iuri. feudalis 1, 1513; vgl. Looshorn, Gesch. des Bistums Bamberg 3, 331).

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Vigener, RggEbMz Nr. 3163a, in: Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe, URI: http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/4768 (Zugriff am 20.04.2024)