Vogt, Regesten

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Vogt, RggEbMz Nr. 2218

Datierung: 5. Juni 1320

Quelle

Ohne Aussteller, Empfänger und Empfangsort

Archiv: Vogt, Regesten

Weitere Überlieferung:

  • Vogt, Regesten mit Verweis auf: Siehe Angaben im Regest.

Inhalt

Vollregest:

Die Urteile der Zeitgenossen über Erzbischof Peter sind sehr verschiedenartig. Die Grabschrift[1] ist ganz formelhaft, die Würdigung des Mainzer Bischofkatalogs: rexit ecclesiam honeste multiplici ornatu eam decorando ac redditus episcopales quam plurimum augmentando, trifft nur einen Teil seiner Tätigkeit.[2]

Voll zornigen Hasses ist die Österreichische Reimchronik, die in Peter den Urheber der Ermordung Albrechts sieht[3] und ihn mit ähnlichen Ausdrücken bedenkt, wie seinen Vorgänger Gerhard;[4] sie läßt Lucifer seinen Teufeln, die den Christen nichts mehr zu Leide tun wollen, drohen: Welt ir niht baz schaffen, / sô wil ich den phaffen, / der ze Meinze bischolf ist, / nemen in kurzer frist / und wil in setzen über iu / und wil daz tuon umbe diu, / wand er got ze haz / unsern frum schaffet baz, / denn ir alle tuot.[5]

Begeistert dagegen ist das Lob in der Chronik des Klosters Königsaal, das dem Erzbischof freilich besonders zugetan und zu Danke verpflichtet war. Der Chronist ist der Meinung, seine Erzählung zeige: quantus et qualis venerabilis antistes fuerit, non dico in persona, quia pusillus, sed magis sapientia, scientia et potentia, quia magnificus[6]; er rühmt sein Glück (vir in omnibus eventibus mundanae conversationis fortunatissimus) und seine Energie[7] und beklagt den Tod des "expertus et excellens medicus, sapiens principum consiliarius" mit den Worten:

Praepositus Treverensis erat, post Wissegradensis,
Pastor Winnensis et praesul Basiliensis;
Moguntinensis erat hic, cum Junius ensis
Rictibus extensis rapit hunc, hic utique mensis
Est gravis offensis et fletibus hac nece prensis!
Prosper in impensis fuit ipse. Maguntia flens sis,
Hac necdum sensisti, quantum morte dolens sis,
Fructibus immensis aderat sibi causa forensis,
Dotibus ostensis pius huic rex omnipotens sis.[8]

Das Urteil, das Peters Biograph[9] Heidemann über seinen Charakter fällt, ist hart, aber nicht gerecht[10], und auch Peters Politik bedarf einer erneuten, tiefer grabenden Darstellung[11].

Fußnotenapparat:

[1] Vgl. Reg. 2212.
[2] Würzburg, Lib. reg. 1 f. 12; 2 f. 12; 3 f. 7. Gedr.: v. Gudenus, Cod. dipl. 3, 162. - In offenbarer Anlehnung hieran schreibt die Eberbacher Chronik (hg. von Widmann, Neues Archiv 13 [1888], 137): edidit multa et magna statuta provincialia et rexit ecclesiam honorifice et multipliciter precioso ornatu eam decorando usw.
[3] Vgl. Reg. 1164.
[4] Vgl. Reg. 1071 und 871.
[5] Mon. Germ., Deutsche Chroniken V, 2, 93785 ff. Daß das Mißtrauen des Reimchronisten gegen die Räte König Albrechts nicht unbegründet war, beweist die Liste der Empfänger von französischen Geschenken i. J. 1299, die Kern, Acta imperii, Angliae et Franciae, S. 221 nr. 279 veröffentlicht hat (1911). Bischof Peter von Basel steht mit Erzbischof Gerhard von Mainz darauf verzeichnet; vgl. dazu auch Kern, Französische Ausdehnungspolitik S. 206 f.
[6] Hg. von Loserth S. 411.
[7] Vgl. e. l. S. 308 und oben Reg. 1383.
[8] S. 411; gedr. auch Joannis, Rerum Mogunt. 1, 1017.
[9] Zu den auf S. 172 genannten Darstellungen des Lebens Peters seien noch genannt: "Die Vorzeit" I, 3 S. 294 (Erfurt 1817); Dahl, in "Charis, Blätter für Kunst und Literatur" (Heidelberg 1824) nr. 24 f.; Didaskalia (Frankfurt), Jahrgang 1830 nr. 58 und 59; Stramberg in Ersch und Grubers Allgem. Encyklopädie III, 19, 20-26; Ch. Rahlenbeck in der Biographie nationale 17, 421-428.
[10] Geiz und Habsucht sind nicht dadurch erwiesen, daß Peter sich den Anforderungen der Kurie gegenüber spröde verhielt, seinerseits aber die Mainzer Zentrale durch ausgiebige Besteuerung der Geistlichkeit leistungsfähig zu machen suchte, noch weniger dadurch, daß er das ihm geraubte Gut hartnäckig wieder zu erlangen trachtete. Sein Testament (Reg. 2086) läßt seine Anhänglichkeit nicht nur an Verwandte und Freunde, sondern auch an seine Diener und Mitarbeiter in schönstem Lichte erscheinen. Die Anniversarstiftungen, die einen ungewöhnlich großen Umfang erreichten, die Begründung von Kapellen und Hospitälern (Reg. 961 und 2086) und seine trefflichen Beziehungen zu den strengen Orden (vgl. besonders Reg. 2175) sprechen für die Aufrichtigkeit seiner religiösen Gesinnung. Der Abt von Arnsburg nennt in einer Urkunde (Reg. 1743) den Erzbischof: ad augmentum cultus divini et pro commodo subiectorum pastorali cura vigilanter sollicitus. Auch die Anordnung von Gebeten für Kaiser und Papst (Reg. 1767) könnte man hier anführen.
[11] Der Höhepunkt seiner Wirksamkeit liegt in der Zeit, da er als Vertrauensmann Heinrichs VII., den er nach der Chronik des Dino Compagni (Ausgabe von 1841 S. 112) vergeblich von seinem Zug nach Italien abzuhalten versuchte, in Deutschland und vor allem in Böhmen wirkte. Im Jahre 1314 hat er dann freilich eine einhellige Wahl seines Kandidaten nicht durchzusetzen, noch Ludwig dem Bayern nach der Wahl die allgemeine Anerkennung zu erzwingen vermocht, obwohl er dem Wittelsbacher auch persönlich zugetan war, (vgl. den oben S. 171 zitierten Brief des Johann von Göttingen - gedr. Schannat, Vindemiae 1, 213 -, in dem erzählt wird, wie Erzbischof Peter den Johann aus Montpellier kommen ließ, damit er für Ludwig wirksame Gegenmittel gegen Gift herstellte,) und es wird überhaupt zu prüfen sein, ob nicht die Bedeutung Peters mehr auf dem Gebiete der Verwaltung und Organisation gelegen hat als auf dem der hohen Politik.

Quellenansicht

Keine

Metadaten

Zitierhinweis:

Vogt, RggEbMz Nr. 2218, in: Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe, URI: http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/20223 (Zugriff am 25.04.2024)