Böhmer/Will, Regesten (706-1288)

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BW, RggEbMz 37 Nr. 001a

Datierung: 1286-1288

Quelle

Ohne Aussteller, Empfänger und Empfangsort

Archiv: Böhmer/Will, Regesten

Weitere Überlieferung:

Böhmer/Will, Regesten S.LXXV-LXXXVI

Inhalt

Kopfregest:

Einleitende Bemerkungen von Böhmer/Will zu Erzbischof Heinrich II.

Vollregest:

In der zwei Jahre dauernden Zwischenzeit von dem Tod Erzbischof Wernhers bis zur Erhebung Heinrichs II. auf den erzbischöflichen Stuhl von Mainz ergriff das Domkapitel gewohnheitsgemäß Besitz von der weltlichen Regierung, während die bischöflichen Verrichtungen dem Bischof Withego (Zittig) von Meißen übertragen wurden. In einer Urkunde desselben von 1284 Oktober 3 erteilt dieser einen Ablass »accedente ad hoc rever. dom.. aei Mag. consensu, cuius gerimus vices.« Wyss, Hess. Urkundenbuch. I, 323. Und eine Urkunde von 1284 Mai 31 (D. fer. IV post festum pentecostes a. 1284) beginnt: »Widekinus, Misnensis Episcopus, vicem gerens Archiepiscopi in Civitate et Dioecesi Moguntina.« Schunck's Manuscript des lebens Erzbischof Heinrich's II. S. 63. (Im Besitz des Herrn Landesgerichtsrats Dr. Bockenheimer zu Mainz). Übrigens geben die Bischöfe Ludolf von Naumburg und Wirad von Halberstadt den Besuchern der Elisabethenkirche zu Marburg im Jahr 1284 Ablässe »accedente ad hoc rever. patris dom... aei Mog. consensu.« Wyss, a. a. O. I, 437.

In bezug auf die weltlichen Regierungsverhältnisse während der Zwischenregierung verdient einiges bemerkt zu werden. Einmal weigerten sich die Städte Miltenberg, Bischofsheim und Amorbach dem Domkapitel Gehorsam zu leisten, und erst durch eine Urkunde von 1285 Dezember 13 verstanden sie sich dazu gegen das Versprechen des Schutzes durch die Mainzer Herren. (... professi sumus et profitemur literas per presentes, quod predictis Dominis et Capitulo supradicto, usque ad futurum Archiepiscopum seruire, obedire debemus, tanquam Archiepiscopo in omnibus iuribus et mandatis. Adiectum est eciam, ut et prelibati Domini nostri defendere nos debeant, et non offendere tam Christianos quam Iudeos tanquam suos fideles subditos in omnibus et tueri. Schunck, Cod. dipl. 39.)

Zu heftigen Misshelligkeiten muss es zwischen dem Grafen Eberhard von Katzenelnbogen und dem Mainzer Domkapitel gekommen sein, da dieses durch Urkunde von 1286 Januar 4 (fer. VI ante Epiphaniam) den Städten Aschaffenburg und Miltenberg auftrug, keine Feindseligkeiten mehr gegen den Grafen auszuüben, da dieselben demnächst durch ein Schiedsgericht beendigt werden sollen. (Näheres hierüber hat Schunck in seinem handschriftlichen Leben Erzbischof Heinrichs II. S. 76 flgde.)

Am tiefsten aber ging die Auflehnung, welche sich in der Stadt Erfurt gegen die Herrschaft des Mainzer Erzbischofs während der Vacanz des dortigen erzbischöflichen Stuhls herausgebildet hatte. Dies ersieht man recht deutlich aus der im Jahr 1287 März 4 zwischen Erzbischof Heinrich II. und der Stadt Erfurt zustandegekommenen Sühne, in welcher der erstere sagt »dass wir allen den Unwillen und Wehrren, von allerhand Brüchen, heimlichen und öffentlichen, die buesswürdig werent, die wir hatten uf diesen heutigen Tag ... gegen dem Rathe und den Bürgern allen gemeine von Erfurt, haben luterlichen vergeben.«

Nach dem frühen und unerwarteten Hingang Erzbischof Wernhers traten sich bei der Wahl eines Nachfolgers desselben zwei Parteien gegenüber, von denen die eine Peter Reich von Reichenstein, Kanoniker zu Basel und Propst zu Mainz, die andere Gerhard von Eppstein, Kanoniker zu Mainz und Archidiakon von Trier, als Kandidaten aufstellte. Diesem erzbischöflichen Schisma lag gewiss kein Prinzipienstreit oder kirchlich-politischer Antagonismus zugrunde, sonst würden die beiden sich gegenüber stehenden Männer nicht so bald als Nachfolger unseres Erzbischofs Heinrich die Mitra erhalten haben, wie es tatsächlich der Fall war, indem der eine dem Bischof Heinrich sogleich auf dem Stuhl zu Basel, der andere eben demselben nach dessen Tod auf dem erzbischöflichen Stuhl zu Mainz folgte. Über das Stimmenverhältniss bei der Doppelwahl ist nichts bekannt, doch scheint die Zahl der Stimmen auf beiden Seiten eine ziemlich gleichmäßige gewesen zu sein, denn in den Bullen Ppst Honorius' IV. von 1286 Mai 15 werden nur »nonnulli« der einen Prtei den »quidam« der anderen entgegengestellt. Der Streit um den Mainzer Krummstab währte über zwei Jahre, was wohl seinen vorzüglichsten Grund in der Vakanz des apostolischen Stuhls nach dem Tod Papst Martins IV., der bereits eine Untersuchung des Streites angeordnet hatte, haben mochte.

Zwar hatte König Rudolf durch eine schon im Sommer 1285 an den Papst Honorius IV. geschickte Botschaft um sein Urteil bezüglich des Mainzer Schismas gebeten und sich für den Propst Peter verwendet; das gleiche mag der Fall gewesen sein, als König Rudolf im Frühjahr 1286 über seine Weihe und Krönung durch Bischof Heinrich in Rom verhandeln ließ (in dem Schreiben Papst Honorius IV. an jenen von 1286 Mai 31 heißt es: »Nuper itaque te tunc Episcopo Basiliensi propter hoc ab ipsius Regis magnificentia destinato in nostra et fratrum nostrorum presentia eius nomine cum instantia postulante, ipsi Regi ad unctionem, consecrationem et coronationem de nostris recipiendas manibus terminum assignari.« Schunck, Cod. dipl. 90), allein der Papst entschied sich nach längeren Beratungen für keinen der beiden erwählten, sondern sein Spruch fiel zugunsten des an ihn gesandten Bischofs Heinrich von Basel aus. (Vergl. unten Regesten Nr. 1). Nachdem der Papst den Bischof Heinrich von dem Band, welches ihn an die Bseler Kirche knüpfte, gelöst und ihm auch das Pallium hatte überreichen lassen, kam er dem Wunsch König Rudolfs wenigstens insoweit nach, dass er Peter von Reichenstein zum Nachfolger Bischof Heinrichs auf dem Stuhl von Basel ernannte. (Vgl. Trouillat, Monuments de l'histoire de l'ancien évêché de Bale. II, 423 flgde.).

Mit der in den Bullen Papst Honorius' IV. von 1286 Mai 15 angegebenen Zeit der Erhebung Heinrichs zum Erzbischof von Mainz stimmen zwei Angaben von Pontifikatsjahren in Urkunden desselben von 1287 März 12 mit pontif. I und von 1287 Juli 26 mit pontif. II überein. Wenn Gerbert, Historia silvae nigrae. Cod. dipl. III, 210 in dem Irrtum befangen ist, dass unser Erzbischof Heinrich schon am 15. Mai 1285 auf den Stuhl von Mainz erhoben worden sei, so ist dies nur eine Folge von der falschen Annahme, dass Papst Honorius IV. sein Pontifikat mit dem 6. Mai anstatt mit dem 20. Mai beginne. »Ex hac vero bulla (1285? Mai 15) liquet, sedem Mog. post mortem Wernheri aei anno 1284, 2 April factam, tamdiu haud vacasse, quum mox altero anno 15 Maii iam fuerit a Papa Honorio IV pariter 6 Maii primum consecrato constitutus, quamvis forte serius a canonicis admissus.« Das gleiche Versehen bezüglich der Datierung der fraglichen Bullen Papst Honorius' IV. wie bei Gerbert kehrt auch bei Schunck, Cod. dipl. S. 70 Note wieder, welcher bemerkt: »Dieses anno primo ist ein Schreibfehler der römischen Kanzlei, und soll anno secundo heißen, wie ich in der Geschichte Heinrichs II. dartun werde.« Dies hat er auch wirklich in dem bereits erwähnten Manuscript versucht, freilich ohne Erfolg. Denn Honorius IV. datiert seine Bullen von 1285 April 3 an, dem Tag nach seiner Erwählung, mit »suscepti a nobis apostolatus officii a. I.«, und erst von dem Tag seiner Konsekration am 20. Mai 1285 beginnt die Datierung nach »pontificatus nostri a. I« welche bis zu dem nämlichen Tag des Jahrs 1286 reicht. (Vgl. Potthast, Reg. Pontif. Rom. p. 797.)

Dass Papst Honorius IV. bei dem von ihm zur Beilegung des Mainzer Wahlstreits eingeschlagenen Ausweg den Wünschen König Rudolfs entgegenkam, kann im Hinblick auf das innige Verhältniss Heinrichs zu dem König und auf das unbedingte Vertrauen, welches dieser seinem teuren Geheimrat (carissimus secretarius) stets bewahrte, wohl keinen Augenblick bezweifelt werden. Ja es lässt sich sogar die Vermutung rechtfertigen, dass ein wirklicher Einfluss Rudolfs bei der Erhebung Erzbischof Heinrichs im Spiel war, wenn er sich auch nicht gerade formell geltend machte. In dem Chron. Sampetr. (s. unten Nr. 1) wird bemerkt, dass der König durch den Bischof Heinrich um einen der Gewählten habe bitten lassen (petens pro uno electorum praedictorum), und in dem Schreiben Papst Honorius' IV. von 1285 August 1 heißt es geradezu: »Praeterea preces recepimus regias, ut de dilecto filio, praeposito ecclesiae Maguntinae, quem regalis sublimitas multipliciter commendavit, praedictae dignaremur ecclesiae providere.« (Böhmer, Reg. Papst Honorius' IV. Nr. 248 und Potthast, Reg. pontif. Nr. 22, 276).

Schon Johannes Vitoduranus hat dies in ebenso feiner wie verständlicher Weise angedeutet, indem er sagt: »Per huius lectoris prudentiam, consilia et salubria monita non solum illa vice, verum etiam multis vicibus, in periculosis causis et arduis et plenis vigiliarum negotiis Rex R. secundum omnem voluntatem suam prosperatus est. Propter quod volens eum pro meritis premiari, brevi postea interiecto temporis spatio sibi Episcopatum Basiliensem, tandem Moguntinum obtinuit, quibus per eum adeptis sibi fecerat, sicut et poterat, efficacius auxiliari.« (Eccard, Corp. hist. medii aevi. I, 1754; Johannis Vitodurani Chronicon. ed. Wyss. 26.) Jedenfalls waren es belangreiche Gründe, welche den Papst veranlassten, bei der Besetzung des erzbischöflichen Stuhl von Mainz dem Herkommen zuwider seine Blicke auf einen Mann zu werfen, der schon eine bischöfliche Inful trug, der nicht einmal durch die berechtigten Wähler ausersehen war, und dem es endlich an dem Vorzug der Herkunft aus einem vornehmen Geschlecht gebrach, da er bürgerlicher Abstammung war. Von den einen wird er als Sohn eines Bäckers bezeichnet (Chron. Colmar. in: Böhmer, Font, II, 69. » ... idem archiepiscopus Maguntinus qui inter pistorum filios nobilior credebatur. In Suevie villa Isena pistor ut dicebatur communiter residens erat, qui liberos suos arte sua laudabiliter educabat. Hic filium genuit, Heinricum eum nominavit, litteris eum apposuit, et ut eum clericum faceret pro viribus laborabat.«), die andern berichten, dass er der Sohn eines Schmiedes gewesen sei. (Matthias Nuewenburg. in: Böhmer, Font. IV, 158. »Erat autem in diebus illis quidam frater Heinricus de Ysena Swevus de ordine Minorum, filius fabri, lector Moguntinus, theologus et nigromanticus.« Hierfür würde besonders die am Schluss dieser Einleitung nach Vantrey mitgeteilte Beschreibung seines Wappens sprechen. Jedenfalls aber ist das Reichsstädtchen Isny im Allgäu seine Heimat. (Tres principes orti de Isini, Suevie oppido, referuntur, scilicet etc. aeus Maguntinensis, qui etc. Chron. Colmar. a. a. o. De ordine fratrum Minorum tunc duo episcopi creati fuerunt: Tullensis et archiepiscopus Moguntinus, frater Henricus; ambo de Ysnina oriundi oppido in Albgowia sito. Joan. Vitodurani Chron. herausgegeben von Wyss. 25.) Wo er die ersten Stufen seiner hohen geistigen Bildung bestiegen, ist uns nicht überliefert worden, aber seine theologischen Studien machte er zum Teil wenigstens in Paris, wie das Chron. Colmar. a. a. o. berichtet. (Ad scolas Parisius tandem ipsum misit, et ut bene disceret eum fideliter hortabatur. Juvenis iste multum subito profecit, predicationes ut proficeret quando commode potuit frequentavit.) Schon in früher Jugend trat er entweder zu Luzern oder zu Basel in den Minoritenorden [1] und sehr bald wurde er Beichtvater, Prediger und Leckor. (»Intravit igitur iuvenis hic ordinem Minorum et in eo longo tempore fideliter laboravit. Confessor atque predicator efficitur, et in hiis officiis fideliter laboravit. Hic in ordine in doctorem et lectorem subito sublimatur.« Chron. Colmar. in: Böhmer, Font. II, 70.) Das letztere amt bekleidete er zu Basel und zu Mainz. Johannes Vitoduranus berichtet a. a. O: »Hic in Basilea apud Minores Fratres adhuc in minoribus agens Lector existens.« Matthias Nuewenburg. a. a. o. bezeichnet ihn als »Lector Moguntinus.« Schon in der Urkunde König Rudolfs für Aachen von 1274 Aug. 23 erscheinen als Zeugen »religiosi viri provincialis fratrum minorum [Konrad, später Bischof von Toul] et lector eorundem in magoncio [Bruder Heinrich, unser Erzbischof]«. Quix, Cod. dipl. Aquensis, Nr. 218. Ferner führt ihn König Rudolf in dem Beglaubigungsschreiben der Gesandtschaft an Papst Gregor X. von 1274 Dez. 17 auf als: ... »fratrem Henricum ordinis fratrum Minorum, Lectorem in Maguntia.« (Dönniges, Acta Henrici VII. Pars II. 250.) Endlich heißt es in der Erzählung des Minoritenbruders Werner von Saulheim über die Stiftung des Klosters Klarenthal: »wilcher hern heinrich Erzbischoff zu meintze, was mynner broider ordens lesmeyster vorziden gewest zu meintze vnd der selben frauwe Adelheiden [Gemahlin des Grafen Walrab von Nassau und Mutter König Adolfs] bichter.« (Schliephake, Geschichte v. Nassau. II, 226. Vergl. Widmann, Nassauische Chronisten des Mittelalters. 21.) Zu Luzern wurde Heinrich Guardian. ( »... postea guardianus in oppido Lutzernensi, Constantiensis dioeceseos.« M. S. min. bei Serarius. (Joannis, Rerum Mogunt. I, 846; Trouillat, Monum. de l'hist. anc. de Bâle. II, 263, Note 1.) Bei Latomus, Catal. aeorum Mog. in: Mencken, SS. rer. Germ. III, 522 wird er auch als Guardian zu Basel bezeichnet.

Allem Anschein nach knüpften sich schon zur Zeit, als Heinrich noch als Franziskaner wirkte, nähere Beziehungen desselben zur gräflich habsburgischen Familie an, in welcher er die Vertrauensstellung des Beichtvaters einnahm. Als Bischof von Basel hob er im Jahr 1276 einen Sohn König Rudolfs zugleich mit Alexander, dem Lektor der Prediger zu Konstanz, aus der Taufe, und einer Mitteilung des Chron. Colmar. zufolge war er Arzt und Freund der Königin. (Alexander lector Predicatorum Constantiensium de sacro fonte levavit, frater Heinricus alter levantium fuit, qui et regine medicus et amicus extitit. Böhmer. Font. II, 50.) Zu Mechtild, der Tochter König Rudolf's, und zu deren Gemahl, dem Herzog Ludwig dem Strengen von Bayern, stand Heinrich in gevatterschaftlichem Verhältniss. Denn der Herzog und seine Frau beginnen Briefe an ihn von 1286 Juni 24 und von 1286 August 6 (s. nr nr 10 u. 16) auf gleiche Weise mit: »Reverendo in Christo patri et compatri suo predilecto H. venerabili sancte Moguntine sedis archiepiscopo« etc.
Die Versicherung des Matthias Nuewenburg. a. a. O. »Hic regi familiarissimus est effectus.« findet hundertfache tatsächliche Bestätigung. Schon im Jahr 1274 erteilte König Rudolf unserem Bruder Heinrich zwei Mal eine höchst vertrauensvolle Mission an Papst Gregor X., um mit demselben über die Kaiserkrönung zu verhandeln. Das erste Mal ging Heinrich mit dem Erwählten von Trient zu diesem Zweck wohl Ende August 1274 nach Lyon und brachte von dort ein Schreiben des Papstes vom 26. September an den König mit, in welchem es heißt: »Causas autem salubris dilationis, imo potius sagacis accelerationis huiusmodi ad totius orbis, et ad ipsius maxime profuturam pacem Imperii, ut speramus, dilecti filii H. Tridentinus Electus, et Frater H. tuae Celsitudinis nuntii, non solum ad veritatis expressionem, sed ad exhortationis sollicitudinem aperient, ut in eis doctrinae speculum exemplaris inspiciens, et salutaris consuetudinis informationem recipiens, prudenter satagas, in cunctis tuis processibus vitare discordias.« (Bodmann, Cod. epist. Rudolfi. 26.) (Böhmer, Reg. Papst Greg. X, nr 210; Potthast, Reg. pont. Rom. nr. 20929.)

Zur Fortsetzung der Verhandlungen über den besagten Gegenstand schickte König Rudolf gegen Ende des Jahres 1274 wieder eine aus seinem Kanzler Rudolf, dem Herzog Konrad von Teck, dem erwählten Peter von Basel, dem Johanniterordensbruder Beringer und unserem Minoriten Heinrich, damals Lektor zu Mainz, bestehende, mit einem Beglaubigungsschreiben vom 17. Dezember versehene Gesandtschaft an den Papst, welche sich in der Weihnachtsoktav von Basel aus nach Lyon begab. (Böhmer, Reg. Rud. No. 149.) Im Frühjahr 1275 kehrten die königlichen Machtboten wieder mit einem Schreiben des Papstes vom 15. Februar an Rudolf zurück, worin dieser aufgefordert wurde, schleunigst einen Heerhaufen gegen seine Feinde in die Lombardei zu senden. Näheres würde er durch seine Gesandten »fratres H. de ordine Minorum, lectorem Moguntinum« etc. erfahren. (Böhmer, Reg. Gregor's X, nr. 220; Potthast, Reg. pontif. nr 20992.) Im Sommer 1275 ging Bruder Heinrich wiederum mit einem hochpolitischen Auftrag König Rudolfs zu dem Papst, welchem er ein Schreiben jenes überbrachte, worin derselbe den Anspruch des Königs Alfons auf das Herzogtum Schwaben in Abrede stellte, obgleich ihn der Papst durch Schreiben vom 27. Juni ermahnt hatte, doch auch dem König Alfons gegenüber zu zeigen, dass er keinen Fürsten verletzen wolle. Hierdurch würde der Friede zwischen ihm und König Alfons angebahnt werden. (Böhmer, Reg. Gregor's X. nr. 223 und Potthast, Reg. pont. 21047.) Hierauf (1275) antwortete König Rudolf dem Papst, dass dem König Alfons kein Anspruch auf Schwaben zustehe, sonst würde derselbe befriedigt werden. Übrigens würde er durch seine Gesandten (... et venerabilem virum fr. H. cordis nostri Secretarium) über den wahren Sachverhalt Aufklärung bekommen. (Gerbert, Cod. epist. Rudolfi. 76.) Bei dieser Gesandtschaft zum Papst hatte Heinrich auch die Aufgabe, die Anerkennung des Erwählten von Basel, Peter von Reichenstein, zu erwirken, allein statt desselben ernannte Gregor X. den Gesandten selbst zum Bischof von Basel. (Hic Heinricus, cum pro Petro Divitis, canonico Basiliensi et preposito Maguntino, pro episcopatu Basiliensi ivisset ad papam, papa sibi, non illi, de episcopatu providit (1275 Oct.) Böhmer, Font. IV, 158.) Derselbe nimmt denn auch an der im Oktober zu Lausanne in Gegenwart sehr vieler geistlichen und weltlichen Herren stattfindenden Zusammenkunft des Papstes mit König Rudolf teil und befindet sich unter den Zeugen der Urkunden von 1275 Oktober 20 und 21, wodurch der letztere dem ersteren den Schutz der Besitzungen, Ehren und Rechte der römischen Kirche, die Wahl der Prälaten durch die Kapitel, die ungehinderte Appellation an den apostolischen Stuhl, die Verzichtleistung auf das Apolienrecht, Vertilgung der Ketzer, Hilfeleistung bei Erhaltung des Reiches Sizilien, sowie von Sardinien und Korsika, endlich Sicherung der Vasallen der Kirche gegen Angriffe eidlich verspricht (Böhmer, Reg. K. Rudolf's nr 207 und 208). Hier in Lausanne empfing Heinrich durch die Hand des Papstes die Bischofsweihe).[2] Auch wurde er mit der Einsammlung des Zehntens der Kleriker in Deutschland beauftragt und ermächtigt, 12000 Mark an König Rudolf auszuzahlen, wenn dieser die Alpen überschritten haben würde. (Papa fratrem Heinricum ordinis Minorum in episcopum Basiliensem constituit et consecravit Lausanne. Eundem legatum Theutonie super congreganda decima clericorum constituit, et ut duodecim millia marcarum regi Rudolfo daret postquam montana transiret. (Böhmer, Font. II, 9.) Gegen Ende des Jahres 1275 bat König Rudolf außer der ihm zuteilgewordenen »subventio gratuita« von 12000 mark den Papst noch um ein Anlehen von 3000 Mark. (tria [millia] dignemini adiicere nomine mutuo. Böhmer, Reg. Rudolf's S. 73.) Am 18. November traf Bischof Heinrich mit dem König und der Königin zu Basel ein und in deren Gegenwart zelebrierte er seine erste Messe als Bischof. Zugleich hielt er auch eine Synode. (Heinricus episcopus Basiliensis venit Basileam, festo Dionysii [oct. 9] a papa Gregorio confirmatus. Octava sancti Martini [Nov. 18] rex et regina et episcopus Basiliensis Basileam veniunt; prandium fecerunt in domo Predicatorum. Episcopus primam suam missam celebravit et synodum l. c.) Am 26 November erteilte König Rudolf in Basel ... »ob specialem dignationem et dilectionem quam ad Charissimum Principem nostrum, Henricum Dei gratia Episcopum Basileensem, ob laudabilia et utilia obsequia, quae imperio nostro et nobis fidelissime impendit, habere impendimus.« (Gerbert, Cod. epist. Rud. 244.) den Bürgern von Biel dieselbe Freiheit und das gleiche Recht, in deren Besitz sich Basel befindet. (Böhmer, Reg. Rud. nr 214.) Am 8. Dezember erscheint Bischof Heinrich in der zu Hagenau von König Rudolf für Straßburg ausgestellten Urkunde.

Als am 10. Januar 1276 Papst Gregor X. gestorben war, folgte demselben alsbald Innocenz V., welcher durch Bulle vom 9. März den König Rudolf aufforderte, Vertrauensmänner an ihn zu senden, um die Angelegenheit bezüglich seiner Kaiserkrönung zu ordnen. Nachdem er selbst einen Gesandten bei dem König bevollmächtigt hatte, schickte dieser den Bischof Heinrich von Basel als seinen beglaubigten Machtboten zu dem Papst (Böhmer, Reg. der Päpste. nr 227). Am 17. September kehrte er krank von Rom zurück (»Decimoquinto kal. octobris [sept. 17] episcopus Basiliensis venit infirmus de curia Romana et de familia sua novem perierunt.«Annales Colmar. in: Böhmer, Font. II, 10).

Auch in den wichtigsten Familienangelegenheiten gewährte König Rudolf dem Bischof Heinrich von Basel das größte Vertrauen. Durch Vollmacht vom 25. September 1277 beauftragte er ihn und den Propst Andreas von Verden, die Verlobung seines zweiten Sohnes Hartmann mit der englischen Prinzessin Johanna, der Tochter König Eduard's I., zustandezubringen. Diese Mission gelang und am 2. Januar 1278 wurde zu London der Verlobungsvertrag abgeschlossen (Böhmer, Regesten Rudolfs nr 407). Auch war Bischof Heinrich zugleich mit den Bischöfen von Verdun und Lausanne bei der Festsetzung des Wittums für die Verlobte Hartmanns beteiligt (1278 Mai 3) und König Rudolf genehmigte alle von seinen Machtboten bezüglich der Vermählung seines Sohnes mit der Prinzessin Johanna von England getroffenen Bestimmungen (Böhmer, Reg. Rudolf's nr. 138, 139 und 140).
Gegen Ende des Jahrs 1278 vollzog Bischof Heinrich zu Iglau die Vermählung der Kinder König Rudolfs, Guta und Rudolf, mit den Kindern König Ottokars von Böhmen, Wenzel und Agnes (Böhmer, Reg. Rudolf's, S 97).
Auch bei einem Trauerfall, durch welchen König Rudolf betroffen wurde, nahm dieser die Dienste unseres Bischofs von Basel in Anspruch. Im Frühjahr 1281 starb die Königin Anna, geborene von Hohenberg, und da sie sich den Dom zu Basel zur letzten Ruhestätte ausersehen hatte, beauftragte König Rudolf den Bischof Heinrich, die Königin unter großen Feierlichkeiten beizusetzen. Diese Anordnung vollzog der Bischof, indem er die Leiche mit einem prächtigen Kondukt nach Basel führte und daselbst unter Entfaltung eines außerordentlichen Glanzes im Dom bestattete. Drei Bischöfe zelebrierten den Trauergottesdienst und Äbte trugen den Sarg zu Grabe. Nach Vollendung der Totenfeier bewirtete der Bischof die in zahlreicher Menge anwesenden Kleriker (Chron. Colmar. in: Böhmer, Font. II, 64).
Wie es scheint, hatte König Rudolf seinen Vertrauten Bischof Heinrich auch zum Brautwerber in Burgund ausersehen, als es sich (Februar 1284) um seine zweite Verheiratung handelte (Böhmer, Reg. Rudolf's, S. 123; Stälin, Wirtemb. Gesch. III, 69).

Doch nicht allein in Tagen des Friedens stand Bischof Heinrich dem König Rudolf als treuer Berater und eifriger Diener zur Seite, sondern selbst im Krieg leistete er ihm erhebliche Dienste und wurde ihm sogar, als im Juni 1278 die Entscheidung des großen Kampfes gegen Ottokar von Böhmen nahe war, »ein wahrer Rettungsengel«. (Stälin, Wirtemb. Gesch. III, 69.) »Rex autem congregato forti exercitu Bohemiam contra Otakarum est profectus. Cum quo ipse Basiliensis episcopus cum centum dextrariis ivit propria in persona. Transeuntes autem silvam Boemie per invasores, qui fugientes dicebantur, dampna plurima sunt perpessi. Episcopus autem personaliter tenens extremam exercitus custodiam, invasores iterum venientes invasit. Qui in amnem fugientes more solito transire credebant. Episcopus vero personaliter in flumen prosiliens, quem sui sequebantur, cepit eosdem; quos nudos ligans super equis secum duxit tam diu, quousque fuerunt a muscarum corrosione peremti; nec a talibus fuerant amplius infestati.« Matthias Nuewenburg. ed. Studer, 15, u. in: Böhmer-Huber, Font. IV, 158; »Verum de partibus Reni et Franconiae veniunt Basiliensis Episcopus, et Fridericus Purgravius de Nuorburg cum militibus centum, vel parum pluribus. Basiliensis Episcopus Salzburgum invito Domino H. Duce Bavariae, qui partem regis Boemiae adiuvabat.« Chron. Salisburg. in: Pez, Austr. Rer. SS. I, 376. Nach dem entscheidenden Sieg über König Ottokar, der den Heldentod gefunden, besetzte König Rudolf alsbald Mähren und da sich der Bischof Bruno von Olmütz unterwarf, vertraute der König diesem und dem Bischof Heinrich die Verwaltung jenes Landes an. Der letztere blieb jedoch wohl zumeist in der Umgebung Rudolfs, denn wiederholt erscheint er als Zeuge in Urkunden, welche derselbe in Wien ausstellte. So von 1278 Dezember 29 für Colmar, 1279 Juni 17 für das Nonnenkloster Erlach, und am 23. Juni 1279 verleiht König Rudolf ihm und allen seinen Nachfolgern das Zollholz zu Basel. »Inter caeteros Romani Imperii Principes, quibus idem sustentatur Imperium, venerabili H. Dei gratia Basiliensi Episcopo, Principi nostro karissimo, ad amplioris gratiae et favoris antidota recognoscimus nos teneri; eo quod in summae necessitatis articulo, ubi pro vita nostra et honore Imperii certabamus, per ipsum sensimus specialius nos adiutos. Unde nos ipsius immensae devotionis et fidei merita attendentes.« Herrgott, Geneal. Habsburg. III. 490.
Ebenso befindet sich Heinrich, nachdem er vom Juli 1279 bis August 1280 in seiner Diözese geweilt, unter den Zeugen der mit dem Datum Wien 1280 Aug. 31 versehenen Urkunde, durch welche König Rudolf aus Dankbarkeit für den ihm über Ottokar verliehenen Sieg ein Nonnenkloster in Tuln stiftet. (Böhmer, a. a. O. nr 554.)
Als König Rudolf am 20 September 1280 im Lager vor Brünn und am 18. Oktober des besagten Jahres vor Deutschbrod urkundet, tritt Bischof Heinrich wiederholt als Zeuge auf. (Böhmer, a. a. O. nr 556 u. 557.)
Am 20. Oktober 1281 besiegelt König Rudolf zu Colmar, nachdem er Wien nach vier und ein halbjährigem Walten in dem Herzogtum verlassen und sich wieder dem Rhein zugewendet hatte, einen Vertrag zwischen dem Bischof Heinrich und dem Grafen Thiebold von Pfirt, wodurch der letztere zugunsten des ersteren auf alle Ansprüche an Pruntrut, die Vogtei im Elsgau und den Hof zu Burs verzichtet. Böhmer, Reg. Rud. nr 847 mit wohlgerechtfertigtem Zweifel an der Richtigkeit des Datum, da die Urkunde nicht zu Jahr 1285 (Herrgott, Geneal. III, 525) gehört, sondern zum Jahr 1281. Vergl. Riezler, Fürstenberg. Urkbuch. I, 560a.
Am 17. Dezember 1281 begegnen wir unserem Bischof Heinrich in der Urkunde Rudolfs, durch welche dieser zu Mainz die Schadloshaltung des Erzbischofs Werner von Mainz wegen der Sponheimer Fehde anordnete. (Böhmer, a. a. O. nr. 644.)
Ein glänzendes Zeugnis der schätzbaren Dienste und der Unentbehrlichkeit Bischof Heinrichs in den Regierungsangelegenheiten stellte König Rudolf für denselben aus, indem er gegen Frühjahr 1282 ad Aepum M. [Moguntinum? Basel gehörte bekanntlich zu der Kirchenprovinz Besançon, deren Erzbischof im Jahr 1282 Odo hieß] schrieb: »... Venerabilis H. N. Episcopus, princeps noster karissimus, dum discrimen adesset in limine, nos et Imperium in ultimis terrae et Imperii finibus positos, ac morti expositos magnifice visitavit, quamque potenti suffragio nos undique circumseptos ab hostibus strenue liberavit, ad evocationem eiusdem ad Provinciale Concilium ... non sic improvide prosilires, sed pensans potius, quantum utilitatis et commodi per eundem sumus principem consecuti, eiusdem absentiae pro Imperii reverentia et amore deferres. Horum igitur praemissorum consideratio diligens et attenta te moveat, nec eum, quem in agendis regalibus onerosis nobiscum portandis aptissimum reperimis, ad Concilium evoces antedictum, quin potius nostrorum interventu precaminum aut suam aequanimiter ista vice subportes absentiam, aut dicti executionem Concilii in tempus suspendas et proroges oportunum, quo memoratus Episcopus ab Imperii exemtus oneribus dicto Concilio commode valeat interesse.« Bodmann, Cod. epist. Rudolfi. I. S. 59.
Im Jahr 1282 befindet sich Bischof Heinrich vielfach in der Umgebung König Rudolfs. So am 13. Juli zu Friedberg, am 20. Juli zu Oppenheim und am 10. November zu Worms, wie sich aus Urkunden des Königs von den genannten Tagen ergibt (Böhmer a. a. O. Nr. 680, 710 und 1195 im Addit. I.)
In diese Zeit fällt auch die erfolgreiche Mitwirkung Bischof Heinrichs an der Aussöhnung König Rudolfs mit dem Erzbischof Siegfried von Köln, welche am 26. Juli 1282 zu Oppenheim »mediantibus Wernero .. et episcopo Basiliensi« stattfand.
Nachdem er eine Urkunde König Rudolfs vom 13. Februar 1283 zu Breisach als Zeuge bestätigt hatte, zog er gegen die Grafen Reinald von Burgund (zu Mömpelgard) zu Feld und da ihm König Rudolf Hilfe gewährte, belagerte er mit diesem 6 Wochen lang die von seinen Feinden besetzte Stadt Pruntrut bei Basel. (Vgl. Matthias Nuewenburg. in: Böhmer, Font. IV, 162.) Als dieselbe zur Übergabe gezwungen war, musste der Graf Reinald von Mömpelgard in dem am 17. April 1283 im Lager vor Pruntrut geschlossenen Frieden jeder Forderung an diese Stadt sowie an den Elsgau und die Vogtei auf den Hof Burs (Burris) entsagen und die Lehenshoheit der Baseler Kirche über mehrere seiner Güter anerkennen. König Rudolf aber gibt durch Urkunden von 1283 April 20 der Stadt Pruntrut die nämlichen Freiheitsrechte, welche Colmar besitzt, und zwar auf Bitten Bischof Heinrichs und in Anbetracht der Lebensgefahr, in welche sich derselbe für ihn begeben hatte. (»in extreme necessitatis articulo dum fortuna solite felicitatis vultum absentare minabatur a nobis ... quod ipsum velut insigne signaculum locavimus in cor nostrum semper pre ceteris diligendum.« Böhmer, A. a. o. nr. 747.)
An dem nämlichen 20. April betraute Rudolf in einem Schreiben an den Potesta, den Rat und die Gemeinde von Como den Bischof Heinrich mit den umfassendsten Vollmachten zur Wahrung der Güter und Rechte in der Lombardei und in Italien. (... »nequaquam a nobis alium, sed manum nostram dexteram cum qua cuncta disponimus et dirigimus reputantes, ihn cui plenius omnia arcana nostri cordis sunt cognita, quemque ad cuncta nostra et imperii negocia per Lombardiam et Italiam dirigenda feliciter magis utilem estimamus.« Böhmer, Reg. Rudolf's. Ergänzungsheft. Nr. 1200; Kopp, Gesch. der eidgenössischen Bünde. II, Buch IV, 361, Note 6.)
Bald darauf gab König Rudolf dem Bischof Heinrich wieder einen Beweis seines großen Vertrauens, indem er durch ihn den Frieden mit Philipp von Savoyen verhandeln ließ, der in Lausanne zustande kam (Böhmer, a. a. O. Nr. 762.)
Am 3. Juni 1284 bestätigte König Rudolf die am 3. April zwischen Bischof Heinrich und dem Grafen von Mömpelgard getroffene Übereinkunft und am 5. Juni 1284 den Frieden vom 17. April 1283. (Böhmer, a. a. O. Nr. 782 und 783.)
Als König Rudolf im Herbst 1284 gegen die waldeckischen Raubschlösser in Schwaben zu Felde lag, befand sich unser Bischof Heinrich bei ihm, da er auf dessen Rat eine Sühne zwischen dem Klerus und dem Rat zu Speyer zustandebrachte. (Böhmer, a. a. O. nr 801.)
Am 18. Juni 1285 besiegelte Bischof Heinrich die von dem Burggrafen Friedrich von Nürnberg bewerkstelligte Sühne zwischen König Rudolf und der Stadt Colmar (Kopp, Gesch. d. eidgenöss. Bünde. I, 745).
Am 20. Juli 1285 bezeugt Heinrich zu Gemünd am Neckar die Urkunde König Rudolfs, wodurch dieser dem Abt von Corvey ein Privilegium Ottos IV. bestätigt (Böhmer, a. a. O. nr 836).

Die außerordentliche Gunst, deren sich Bischof Heinrich von Seiten König Rudolfs erfreute, brachte ihm zu Anfang des Jahres 1286 die reifste Frucht. Auf dem Hoftag zu Augsburg[3] nämlich, welcher am 20. Januar stattfand, wurde die Abordnung desselben nach Rom in hochwichtigen Geschäften, namentlich auch in bezug auf die Festsetzung der Zeit der Kaiserkrönung, beschlossen, und am 1. Februar, an welchem Tag Bischof Heinrich auch als Zuge in der Belehnungsurkunde des Grafen Meinhard von Tirol mit dem Herzogtum Kärnthen erscheint, erlässt der König ein Beglaubigungsschreiben für den Bischof Heinrich bei dem Papst. In diesem Schreiben gibt der König dem unbedingtesten Vertrauen zu Heinrich den kräftigsten Ausdruck, indem er sagt: »Quia in fide sincera et deuotione purisrima Reuerendi Patris H. Basilien. Episcopi, Principis et Secretarii nostri karissimi, quam in ipso laudabilibus et preclaris operibus sumus experti multotiens fructuose et cotidie experimur, pre ceteris fiduciam gerimus ampliorem, Ipsum cui omnia secreta cordis nostri sunt cognita, ad beatitudinis vestre pedes fiducialiter destinamus.« (Schunck, Cod. dipl. Nr. XIV.) Auch von der Rekapitulation der meist in blühendem Stil verfassten Lobeserhebungen und Versicherungen dankbarer Anerkennung der Verdienste Heinrichs um das Reich und den Kaiser, welche dieser in einer Reihe von Empfehlungsschreiben von 1286 Februar 1 für seinen Abgesandten an römische Kardinäle und sonstige hohe Würdenträger sowie an italienische Städte nachdrücklichst betonte, dürfen wir um so weniger absehen, als der von dem geistlichen Rat und Archivar Schunck herausgegebene und für die Mainzer Geschichte so überaus wichtige Codex dipl. exhibens chartas historiam medii aevi illustrantes, welcher die betreffenden Schreiben enthält, nachgerade selten geworden ist. In den Vollmachten Rudolfs für Heinrich zur Verhandlung mit dem Kardinaldiakon Matheus und mit Ursus von Ursini werden die empfehlenden Bezeichnungen Heinrichs aus dem obigen Beglaubigungsschreiben bei dem Papst wiederholt. In dem Geleitsbrief des Kaisers für Bischof Heinrich an die Städte Italiens (S. 46) heißt es: »Cum nos vener. H. Basiliensem Episcopum, Principem et Secretarium nostrum karissimum, cuius clara fides et feruens deuotio erga nos et sacrum Imperium Romanum adinstar luminosi choruscant sideris, pro nostris et ipsius Imperii negociis ad pedes sanctissimi patris nostri, Domini Honorii summi Pontificis dirigamus.« und weiter unten: »Super premissis autem et aliis votis eiusdem, cui cordis nostri secreta cuncta sunt cognita, fidem adhibeatis credulam tanquam nostris.«[4] Bei dem Bischof Bernhard von Porto führt König Rudolf unseren Bischof Heinrich mit den Worten ein (S. 48): »Non in enigmate sed in effectu clarorum operum vener. Patris H. Basilien. Episcopi, Principis et Secretarii nostri karissimi, fidei inobliguabilis rectitudo, nobis et sacro Romano Imperio de die in diem lucidius elucescit, sic, quod de ipso pre ceteris fiducie plenitudinem obtinentes, nostra et sacri Romani Imperii negocia sibi fiducialius committamus. Unde ipsum super nostris et ipsius Imperii negociis salubriter et utiliter vestre promotionis mediante presidio dirigendis, ad vestre paternitatis clemenciam duximus destinandum.« In Empfehlungsbriefen Rudolfs an die päpstlichen Notare Angelus und Richardus findet sich (S. 50) die Stelle: » ... ei cui cordis nostri archana plene sunt cognita, quemque pro consummatione et expeditione negociorum nostrorum de multis elegimus, fidem adhibendo credulam sicut nobis, nostris eciam negociis tam fructuose curetis intendere cum effectu.« In der eindringlichsten Weise aber bittet (S. 51) Kaiser Rudolf den Kardinal Pentavenga von Albano sich des Bischofs Heinrich und seiner Kirche anzunehmen, denn er möge wissen »in quanta ferventia puritatis Reverendus Pater H. Basilien. Episcopus Princeps noster et Secretarius fidelissimus pro sacri Romani Imperii necessitatibus labores magnos et graves sustinuerit pressuras et quanta constancia quantaque providentia pro ecclesie sue Basilien. iure defendendo et recuperando se opposuerit insurgentibus ex adverso, omnia tandem superatis adversariis ad tranquillitatem omnimodam sedula procuratione convertens ad omne bonum suum et commodum ampliandum nobis non requirentibus liberaliter assurgere dignaretur.« (Schunck, a. a. O. nr. nr. XVII, XVIII, XIX, XX. Hiezu gehören noch die nummern XXI, XXIII und XXV.)

Ausgerüstet mit einer solchen Maß der eindringlichsten Empfehlungen, wie sie wohl kaum jemals zuvor ein Gesandter des römischen Königs an die römische Kurie mit sich geführt hat, trat also Bischof Heinrich zu dem Papst hin und es hätte derselbe einen höchst getrübten Blick haben müssen, wenn er die geheimen Wünsche König Rudolfs nicht zwischen den Zeilen der Begleitschreiben desselben hätte lesen sollen. Honorius fasste schnell seinen Entschluss und Bischof Heinrich mochte kaum überrascht sein, als ihm der Papst das Pallium und den erzbischöflichen Stuhl von Mainz darbot.

Heinrich weilte jedenfalls noch einige Zeit in Rom, wie man aus den Bullen schließen darf, welche ihm der Papst mitgab und von denen die letzte das Datum Juni 5 trägt. Gegen Ende dieses Monats mag er auf schweizerischem Boden eingetroffen sein, da anzunehmen ist, dass Pfalzgraf Ludwig von Bayern sein Gratulationsschreiben vom 24. Juni dem Erzbischof nicht über die Alpen entgegenschickte. Im Juli ist dann Erzbischof Heinrich höchst wahrscheinlich mit Kaiser Rudolf zusammengetroffen, der damals in den oberen Landen (Ulm, Schaffhausen) weilte. Erst im August eilte er über Wimpfen seiner neuen Residenz zu, wo er wahrscheinlich am 9. eintraf. Da er die Bestätigungsurkunde der Freiheiten, welche seine Vorgänger der Stadt Mainz verliehen, in der Hand hielt, wurde ihm ein über Erwarten freundlicher Empfang zuteil. Hiezu mag wohl auch die Anwesenheit Kaiser Rudolfs beigetragen haben, der seinen treuen und hochgeschätzten Berater gewissermaßen persönlich in die hohe erzbischöfliche Würde und das oberste Reichsamt einführte, deren Verleihung an denselben gewiss großenteils sein eigenes Werk war (S. Böhmer, Reg. k. Rudolf's, nr. 892, 893, 894).

Kaum mochte sich die Kunde von dem Eintreffen des neuen Erzbischofs von Mainz in Deutschland verbreitet haben, als er von verschiedenen Seiten mit den dringendsten Bitten um Empfehlungen bei Kaiser Rudolf angegangen wurde. (S. unten 1286 August 9 und 1286 ohne Tagesdatum). Freilich war demselben auch in seiner neuen Stellung die seitherige reiche Fülle der Gnade seines hohen Gönners und der mit derselben verbundene Einfluss auf jenen unverkürzt bewahrt geblieben, wie dies aus zahlreichen Tatsachen ersichtlich ist. (S. unten nr 1286 September 21, 1286 Dezember 6, 1287 Februar 25, 1287 März‒April.)

Die außerordentliche geistige Begabung und die trefflichen Eigenschaften des Charakters, mit denen Erzbischof Heinrich ausgerüstet war, leuchten aus allen seinen Handlungen hervor und rechtfertigten gewiss das unbedingte Zutrauen, welches König Rudolf in ihn setzte. Durchdrungen von dem lebhaftesten Dankgefühl ließ daher jener das übervolle Maß des Lobes und der Erkenntlichkeit dem Vertrauten seines Herzens zuteilwerden, wie wir oben in gebührender Weise hervorhoben. Aber auch Papst Honorius IV. leerte das Füllhorn seiner Huld auf unseren Mönch, Bischof und Erzbischof aus. So leitete er die Bulle von 1286 Mai 15, durch welche er ihm das Pallium verlieh, mit den für denselben so rühmlichen Worten ein: »Romani Pontificis, qui disponente illo, cuius prouidentie magnitudo celestia simul et terrena disponit, ecclesiis preesse dinoscitur uniuersis, plena curis et labore non vacua sollicitudo requirit, ut ipse circa cuiuslibet statum ecclesie sic sollerter inuigilet, sic prospiciat diligenter, ut per eius circumspectionem prouidam et prouidentiam circumspectam, nunc per simplicis prouisionis officium, nunc per ministerium translationis accomode, prout locorum et temporum qualitas exigit, ecclesiis singulis pastor accedat ydoneus, rector prouidus deputetur, ut superni fauoris cooperante suffragio ecclesie ipse uotiue prosperitatis successibus gratulentur.« (Schunck, Cod. dipl.67.) Aber die glänzenden Beweise der Gunst und Gnade, deren sich Erzbischof Heinrich unausgesetzt von den höchsten geistlichen und weltlichen Machthabern erfreute, hatten auf anderer Seite die gewaltigsten Regungen des Neides und der Missgunst zur Folge. Denn auf diese menschlichen Schwächen sind offenbar die Schmähungen zurückzuführen, welche gegen den aus bürgerlichem Geschlecht Entsprossenen, in der Klosterzelle zu einem Geisteshelden herangereiften Metropoliten von Deutschland laut wurden. Wir gedenken hier zunächst des von bitterem Hohn erfüllten Wortes, das Bischof Rudolf von Konstanz ihm entgegengehalten haben soll, als derselbe das Bistum Konstanz klein und arm genannt hatte: »Bene credo, quia soleis vestris sepius percurristis eum [episcopatum], quam ego unquam potuerim equitare.« (Böhmer, Font. IV, 163.) Und das an der angeführten stellte überlieferte Distichon:

»Nudipes antistes, non curat clerus ubi stes,
Dummodo non celis, stes ubicunque velis.«[5]

ist offenbar keine Grabinschrift, wie oftmals angegeben wird, sondern ein Spottvers, welcher bei Lebzeiten des erzbischöflichen Barfüßers im Schwung war.[6]

Mehrfache Vorwürfe gegen unseren Erzbischof Heinrich erhebt Matthias von Neuenburg, indem er unter andern berichtet: »Rex quoque nullum habens motum ad Ytaliam, forsan quia vidit male ceteris successisse, misit predictum Henricum Basiliensem episcopum cum membranis, sigillo suo sigillatis, ad civitatem Cumanam. Qui ibidem sedi apostolice Romandiolam et quedam alia in dampnum grave imperii, habitis quibusdam tractatibus nomine regio sigillavit.« Böhmer-Huber, Font. IV, 162.

Es ist wohl denkbar, dass Heinrich, um den schwachen Finanzen König Rudolfs aufzuhelfen, manches getan hat, was nach strengem und vielleicht einseitigem Maßstab bemessen der Würde und den Interessen des Reiches nicht entsprechend erscheinen mochte, allein er trug hierbei jedenfalls zwingenden Umständen Rechnung und handelte gewiss stets nur im Einverständniss und Auftrag des Königs. (Vergl. die Vollmachten desselben von 1286 Februar 1 zu den Verhandlungen mit dem Kardinal Mattheus über Toskana und dessen Vikariat und mit Ursus von Ursini über das Land Tuszien und dessen Vikariat. Schunck, Cod. dipl. nr XV u. XVI.)
Auch rechnet es Matthias von Neuenburg a. a. O. dem Erzbischof zum Vorwurf an, dass er eine größere Vorliebe für die Ritter, als für den Klerus gehabt habe, und illustriert dieses durch eine kleine Erzählung, indem er berichtet: »Habuit autem archiepiscopus maiorem affeccionem ad milites quam ad clericos. Unde quadam vice, habens festum, cum clerici cicius quam milites sederent ad mensam, ipse dixit: Bini et bini milites recipiant pro pulvinari unum clericum.« (Fontes IV, 163.) Aber neben dem Mangel an Zuneigung zum Weltklerus wird auch allzu große Anhänglichkeit an die Ordensbrüder dem Ordensmann auf dem Metropolitansitz von Deutschland vorgeworfen. So schreibt Joannes Vitoduranus bei Eckard, I, 1754 u. ed. Wyss. 26: »Hic suum ordinem intimo et praecordiali prosequebatur affectu, quamobrem ipsum ab iniuriis defensabat, et in suis honoribus fovit ex totis visceribus et protexit. Sed sacerdotibus et clericis secularibus minus deferens, et favoris sui gratiam subtrahens, infestus nimis fuit.« Diese treue Verehrung für seinen Stand muss bei Erzbischof Heinrich gewiss verzeihlich erscheinen, da ja nach einer Bestimmung der achten allgemeinen Synode zu Konstantinopel (869) angeordnet war: »Illos autem qui reverenter monasticam vitam sectati sunt, episcopalem meruerunt honorem, conservare schisma, et amictum monachicorum indumentorum, et ipsam beatam vitam decernimus: et nullus omnino habeat potestatem deponere iam dictum schema, propter typhum et arrogantem voluntatem, ne per hoc inveniatur propriorum transgressor pactorum.« Hiermit steht denn auch der von Heinrich als Bischof und Erzbischof stets beobachtete Gebrauch, sich in seinen Urkunden »frater« zu nennen, und sich als solchen bezeichnen zu lassen, in Verbindung. Nur in der einzigen Urkunde von 1286 September 1 fehlt »frater«, worauf schon Schunck aufmerksam machte, und rührt dieser Mangel jedenfalls von der Unachtsamkeit des Schreibers her.

Wenn in den Quellen bericht wird, dass Heinrich Schwarzkünstler und Hexenmeister gewesen sei (Vgl. Chron. Colmar. in: Böhmer, Font. II, 70; Matthias Nuewenburg. ed. Studer. 15 und Böhmer-Huber, Font. IV, 158; Joannes Vitoduranus. in: Eckard l. c. 1754 und ed. Wyss 26; Chronicon Austriacum von Ebendorfer. in: Pez, R. A. SS. I, 736), so genügt es, dieser Auswüchse der Phantasie und Verirrungen des Geistes aus einer Zeit, in welcher die Schattenbilder der falschen Friedriche auftauchten, (Lorenz, Gesch. des 13. u. 14. Jahrhunderts. II, 392.) kurz Erwähnung zu tun, ohne auf eine Untersuchung darüber einzugehen, inwieweit jene nach unserer heutigen Auffassung vorwurfsvollen Überlieferungen auf Rechnung des Erzbischofs oder der Chronisten zu setzen seien.

Die ungewöhnlich hervorragende Rolle, welche Erzbischof Heinrich in der großen Politik spielte, sein unablässiges Bestreben, dem König Rudolf die besten Dienste zu leisten, seine Bemühungen für den Landfrieden mussten ihm notwendig erhebliche Ausgaben verursachen, zu deren Deckung seine Einkünfte nicht hinreichten. So kam es denn, dass er in Schulden geriet, und da er zu deren Tilgung durch ein frühzeitiges Ende verhindert wurde, musste sich sein Nachfolger Gerhard II. angelegen sein lassen, den finanziellen Verpflichtungen Rechnung zu tragen, mit welchen sein Vorgänger das Erzbistum beschwert hatte. Hierüber erhalten wir durch ungedruckte Urkunden aus dem Archiv zu St. Alban, deren Schunck in seinem handschriftlichen Leben Erzbischof Heinrichs II. S. 295 und 296 Erwähnung tut, erwünschte Aufschlüsse. Näheres siehe bei Erzbischof Gerhard II. in den Regesten Papst Nicolaus' IV. zu 1289 Juli 8 1289 August 23, 1289 September 3, 1290 Januar 23.

Hierbei darf nun aber nicht außer Acht gelassen werden, dass König Rudolf tatkräftig bemüht war, die Finanzlage des Erzbischofs zu bessern, wie sich aus der unten unter Nr. 111 angezogenen Urkunde König Adolfs für Erzbischof Gerhard II. ergibt. Hätte Erzbischof Heinrich die 6000 Mark wirklich erhalten, deren Entrichtung König Rudolf den Mainzer Bürgern auferlegt hatte, so würde sein Nachfolger wohl nicht genötigt gewesen sein, an seiner statt Schuldforderungen zu tilgen, für welche dann dieser durch König Rudolfs Nachfolger schadlos gehalten wurde.

In der neueren Geschichtsliteratur hat unser Erzbischof Heinrich noch nicht die rechte Würdigung gefunden, wenn auch in den ausführlichen Werken, die seiner Zeit gewidmet sind, seine Persönlichkeit nicht unbeachtet bleiben konnte. Am eingehendsten handelt über ihn Kopp, Geschichte der eidgenössischen Bünde. I, 757‒769. Ebenso wendet ihm der Rheinische Antiquarius. II Abtheilung. IX, 163‒173 seine Aufmerksamkeit zu. Stälin, Wirtemb. Gesch. III, 68 und 69 lässt seinem schwäbischen Landsmann alle Anerkennung widerfahren, indem er »dessen hervorstechende Geistesgaben, staatsmännische Klugheit, ungemeine Gewandtheit in Künsten des Friedens und Krieges und rastlose Tätigkeit als Hauptstützen des neuen Thrones König Rudolfs« rühmt. Lorenz, Deutsche Geschichte im 13. und 14. Jahrhundert. Band 2 kann natürlich die Tätigkeit Heinrichs, welche dieser in reichsgeschichtlicher Beziehung entfaltete, indem er für König Rudolf »Schlachten schlägt und seine Hoftage leitet«, nicht übersehen, ebenso erkennt er dessen »persönliche Tätigkeit« an (S. 368), aber nur einmal lässt er Heinrich das beinahe etwas zweifelhafte Epitheton ornans »schlau« zuteil werden und die Note auf S. 383: »Die Judenhetze am Rhein und in der Wetterau trug sich 1286 zu, bei den Mainzer Angelegenheiten spielte der Erzbischof Heinrich eine sehr traurige Rolle als Executor des königlichen Befehls zur Aufspürung der jüdischen Güter.«, enthält mindestens eine Verkennung des Verhältnisses zwischen dem König und dem Erzbischof. B[ader] in einer Note zu Staiger, die ehemalige Benediktiner- und Reichsabtei Petershausen. in Freiburger Diözesanarchiv VII, 247 rühmt die »Redlichkeit, Gewandtheit und staatsmännische Befähigung, ohne welche der Graf von Habsburg weder zum Haupt des römisch-deutschen Reiches, noch der König Rudolf zum Wiederhersteller desselben geworden wäre.« Wegele erkennt in seinem Markgrafen Friedrich der Freidige. 100 und 101 unseren Heinrich als »klugen Erzbischof« an und schreibt seinem »geschickten und vorsichtigen Auftreten« das Zustandekommen des Landfriedens in Thüringen zu.

Die größten Verdienste um die Geschichte Erzbischof Heinrichs erwarb sich Schunck durch seinen im Jahr 1797 erschienenen Codex diplomaticus exhibens chartas historiam medii aevi illustrantes. Derselbe enthält viele »diesen Heinrich betreffende Urkunden, die schon als unnützes Pergament in einem Winkel des Archivs des St. Albanstiftes zu Mainz auf dem Boden lagen«. Schon in der Vorrede zu seinem Codex und wiederholt in den Anmerkungen S. 42 und 146 kündigt Schunck an, dass er die »merkwürdige Geschichte Heinrichs von Isni nächstens herausgeben werde««, allein dieses Ziel erreichte er nicht, da er erst »allenfalls 6 stunden vor seinem [am 6 August 1814 erfolgten] Tod das werk vollendete, welches er im November 1785 angefangen«. Der Titel des Manuskripts lautet »Nudipes Antistes. oder Lebensbeschreibung Heinrichs des Zweiten, Erzbischofs und Kurfürsten von Mainz, aus dem Barfüßer Orden der Minoriten, wodurch die Geschichte des Kaisers Rudolf von Habsburg aus bisher unbekannten Urkunden ungemein erläutert wird. Verfasset u. herausgegeben von Johann Peter Schunck, Doctor der Theologie und Domcapitular zu Mainz.« (Offenbar handelt es sich um dieses Manuscript, wenn Chevalier, Répertoire des sources hist. 1028 zur Literatur über Henri d'Isny zitiert: Schunck, Lebensbeschreibung des Erzbischofs u. Kurfürst Heinrich II oder der Nudipes Antistes. Mainz. 1812. 8°.)

Die fleißige Arbeit Schunck's verdient alle Anerkennung, doch muss sie als längst antiquiert angesehen werden, und die Herausgabe derselben, welche nach einer Mitteilung von Professor Hennes, wie Böhmer im Manuskript der Mainzer Regesten bemerkt, im Jahr 1862 durch den historischen Verein zu Mainz erfolgen sollte, würde jedenfalls verspätet gewesen sein. Indessen war Schuncks handschriftliche Geschichte Erzbischof Heinrichs doch nicht ohne einigen Nutzen für das Mainzer Regestenwerk, so dass ich dem gegenwärtigen Besitzer desselben, dem Herrn Landesgerichtsrat Dr. Bockenheimer zu Mainz, für deren gefällige leihweise Überlassung auch an dieser Stelle den schuldigen Dank abzustatten gern Veranlassung nehme.

Das Siegel Heinrichs, von welchem sich bei Würdtwein, Nova subsidia. Tab. IV eine Abbildung findet, ist besonders dadurch bemerkenswert, dass es den Erzbischof zum ersten Mal mit aufgehobenen Fingern der rechten Hand, den Segen spendend, zeigt. Die Umschrift lautet: »Fater Heinricus Dei Gratia sancte Maguntine sedis Archi-Episcopus sacri Imperii per Germaniam Archicancellarius.« (Würdtwein, lv). Neu ist es auch, dass das Wort »»sacri« bei imperii auf einem Siegel erscheint.
Über das Landfriedenssiegel Heinrichs siehe unten Regest Nr. 41. Bei Vautrey, Histoire des évêques de Bâle findet sich auf S. 268 eine Abbildung des Wappens Bischof Heinrichs von Isny mit der Beschreibung: »Henri d'Isny porteit dans ses armes de sable à trois fers de cheval d'argent cloués de sables.«

Fußnotenapparat:

[1] Die Eigenschaft Heinrichs als Bettelmönch ist vielfach Veranlassung zu Spottnamen geworden und zwar sind dieselben nachweislich schon sehr frühzeitig entstanden. In einer Series episcoporum Mogunt. in den Libri registri litterarum ecclesiae Mogunt. (jetzt wieder im k. Kreisarchiv zu Würzburg) heißt es: »Henricus aepus, qui cognominabatur der knoderer«. Böhmer, Font. III, Vorrede XXXIII. Im MS. minor bei Serarius (Joannis, Rerum Mogunt. I, 622) heißt es: »Henricus fabri filius de Isun vel Isena, Suevus, cognomento Knoderer« etc. (Vgl. Gerbert, Cod. epist. Rudolphi I, S. 35, Note 2; Trouillat, Mon. de l'hist. de l'anc. évêché de Bâle. II, 263, Note 1.) In einer Urkunde Erzbischof Gerlachs von 1357 (Meiners u. Spittler, Neues historisches Magazin. I, 550 und Wolf, Polit. Geschichte des Eichsfeldes. I, Urkk. Nr. 93) wird Heinrich aufgeführt als »Bruder Heinrich genannt der Clödeler etswann Ertzbischoff zu Mentze«. Vermutlich ist dieses Wort identisch mit »Knoterer, Cnoderer, Knotter« = »Gürtelknopf« (cordiger) von dem Knotenstrick der Franziskaner, Minoriten, Barfüsser. Diese wurden übrigens häufiger mit jenem Namen bezeichnet, wie aus Grimm, Deutsches Wörterbuch. und Lexer, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch zu ersehen ist. Wenn man aus dem »Knoterer« einen »Knotterer« von »knottern = mürrisch brummen, brummend schelten« gemacht hat, da Erzbischof Heinrich in seinem regen Eifer bei Erfüllung seiner Pflichten häufig gezankt habe, so ist dies eine Verirrung, welche jedoch durch eine noch größere überboten wird. Bei vielen älteren und neueren Historikern (z. b. Thomas Ebendorfer de Haselbach, Chron. Austriacum. in: Pez, SS. rerum Austr. II, 736; Rheinischer Antiquarius. Zweite Abtheilung. IX. 163; Bader im Freiburger Diöcesan-Archiv. VII, 248, note; Stälin, Wirtemberg. Gesch. III, 68) wird Erzbischof Heinrich nämlich "Göckhelmann" genannt und zwar finden wir diese Bezeichnung sogar geradezu als »Familienname« aufgefasst. Dies ist natürlich schon um deswillen gänzlich verfehlt, weil im 13. Jahrhundert bürgerliche Familiennamen bekanntlich nur mit de oder dictus unter Bezugnahme auf die Wohnhäuser oder Höfe, welche im stetigen Besitz der Familien blieben, vorkommen. (Hegel, Chroniken. Mainz. Bd II, Abth. II. Verfassungsgeschichte. 64). Das Wort selbst findet aber seine höchst einfache Erklärung durch seine Entstehung aus »Kugelmann«. Die Überschrift einer Urkunde Erzbischof Heinrichs von 1286 August 9 lautet nämlich: »Hie Confirmiert Bischof Heinrich kugelman das priviley Bischof sifrides.« (Würdtwein, N. subs. IV, praef. xliv und Schunck, Cod. dipl. 162.) Aus diesem Kugelmann nun, welcher von »gugel, kugel, kogel« = cucula, cucullus = »kapuze« herzuleiten ist, entstand der »gockhelmann« und bedeutet dieses Wort nichts anderes als »Kapuzenmann«, »Gugel- oder Kugelherrn«, das ist Franziskaner oder einer der anderen verwandten Orden, welche an ihrem Habit eine Kapuze tragen. Fr. Hierotheus, Provincia rhenana fratrum min. Capucin. 338 schreibt über die Kogel- oder Fraterherrn: »Aedes ‒ incoluerant Clerici, qui coenobiticam quasi vitam ducentes, tum describendo libros, tum literis imbuendo tyrones, potissimum sibi victum parabant, nec non ad morem Ecclesiae primitivae nemo eorum, quae possidebat, aliquid suum esse dicebat, sed erant illis omnia communia. Vocabantur fratres, ob idem vitae genus eadem professione promissum, Cucullati vero, s. teutonice Kugelherrn, ob cucullum vestibus partim gryseis, partim nigris assutum.« - Bodmann, Rheing. Altherthümer. 216, note i macht hierzu die verfehlte Bemerkung: »Der Mönch irret hier; es war keine Kapuze, und sie war nicht aufgenähet, sondern eine hohe Mütze (Kogel), welche sie frey, wie Barete, auf dem haupte trugen.« Auch schon auf S. 212 leitet Bodmann den Namen Kogelherrn unrichtigerweise »von ihren hohen, runden Hüten (Kogeln)« her. - Das Haus der Kugelherrn wurde auf lateinisch »domus Coglitica« oder »Guglitica« genannt. Vergl. Ayrmann, Historie des Kugelhauses in Marburg. in: Kuchenbecker, Anal. Hess. Coll. VII, 7. ‒ Über moderne Familiennamen, welche auf unser »kugel« zurückzuführen sind, z. B. Linnekugel = Linkogel = Linnekuhl, Linnenkohl, Lindenkohl vgl. Vilmar, Deutsches Namenbüchlein. (5 Auflage) 69; Heintze, Die deutschen Familiennamen. S. 160. (Im Vorwort und unmittelbar nach demselben ist die neuere Literatur über die deutschen Eigennamen zusammengestellt).

[2] Eine große Reihe von Urkunden desselben und anderweitigen urkundlichen Nachrichten über ihn enthält Trouillat, Monuments de l'histoire de l'ancien évêché de Bâle. Tom. II. Vgl. auch Merian, Geschichte der Bischöfe v. Basel. 45 flgde.

[3] Bei dieser Gelegenheit hat wahrscheinlich Bischof Heinrich die Vertreter der Stadt Augsburg bewogen, dem König eine Geldsumme vorzustrecken, wie sich aus einer Urkunde vom 12. August 1286 ergibt, die Schunck im Archiv von St. Alban bei Mainz sah, und von welcher er im Manuscript seiner Geschichte Bischof Heinrichs S. 108 folgenden Auszug mittheilt: »Advocatus, Consules ac tota Universitas Civitatis Augustensis rogant H. AEpum Mog., ex cuius Consilio R. Rom. Regi nulla petita fideiussoria cautione bona sua crediderunt, ut prefatum Regem inducere dignetur, ut absolvantur ab hujusmodi onere debitorum. Dat. Auguste II. Id. Augusti.«

[4] Dieses Schreiben König Rudolfs setzt Gerbert, Cod. epist. Rud. 231 fälschlich ins Jahr 1276 und obgleich Schunck, C. d. 47, Note diesen Irrtum berichtigt, so findet er sich doch wieder bei Trouillat, Monument de l'hist. de l'anc. évêché de Bale. II, 267 und ebenso bei Vautrey, Hist. des êvêques de Bâle. 248.

[5] Die Varianten: »Dum non in coelis« oder »Si non in celis« sind jedenfalls zu verwerfen.

[6] Schunck macht in seinem Manuscript des Lebens Erzbischof Heinrichs II S. 303 und 304 darauf aufmerksam, dass die obigen Verse zum Teil mit Variationen auch auf andere aus den Bettelorden hervorgegangene Bischöfe angewendet wurden und verweist zunächst auf Heinrich IV., Bischof von Chur, aus dem Minoritenorden (1251‒1272) in ganz gleichem Wortlaut. Doch bedarf Schuncks verwechselung Heinrichs von Montfort, Bischofs von Chur, mit Heinrich von Lützelburg, Bischof von Kurland, welche bis auf die neueste Zeit vielfach vorkommt, einer Rektifikation. Ersterer war Dominikaner, letzterer Minorit. Etwas verändert lautet das Distichon auf den Bischof Daniel von Verden (1340‒1363):
»Daniel antistes, non curat clerus ubi stes,
Optans, ut valeas, dummodo non redeas.«
(Speculum Carmelitarum. P. V, 918).

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Zitierhinweis:

BW, RggEbMz 37 Nr. 001a, in: Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe, URI: http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/21673 (Zugriff am 29.03.2024)