Böhmer/Will, Regesten (706-1288)

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BW, RggEbMz 21 Nr. 001a

Datierung: 1051 - 7. Dezember 1059

Quelle

Ohne Aussteller, Empfänger und Empfangsort

Archiv: Böhmer/Will, Regesten

Weitere Überlieferung:

Böhmer/Will, Regsten S. LIV-LV

Geographische Bezüge:

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Inhalt

Kopfregest:

Einleitende Bemerkungen Böhmers und Wills zu Erzbischof Liutpold.

Vollregest:

Wenn man Liutpold als einen Spross des angesehenen nordgauischen Geschlechtes der Grafen von Bogen und als einen Bruder des Bamberger Bischofs Hartwich (1047-1053) bezeichnet hat, so ist dies eine zwar nicht unmögliche, aber doch unerwiesene Annahme. (Falckenstein, Antiquit. Nordgav. 281; Ussermann, Episc. Bamb. 25 u. 26; Ganser, G. d. Grafen von Bogen. in: Abhdl. d. Münch. Akad. histor. Cl. 1781. I; Scholliner, Stemmatographia comit. de Bogen. l. c. 1792 S. 17.) Ebenso wenig authentisch beglaubigt ist es, dass Liutpold ein Mönch des Klosters Fulda gewesen sei. Aus der Zeit vor seiner Erhebung auf den Mainzer Stuhl steht nur fest, dass er Propst zu Bamberg war, wie Herm. Aug.(MGH SS 5, 130: imperator Liutpaldum Babenbergensem praepositum constituit. Vergl. Ussermann a. a. o. 259.) u. die Ann. Altahenses (MGH SS 20, 805: ... Liutpoldus Babenbergensis praepositus succedit) überliefern.

Der Tag seiner Erhebung und der seiner Weihe ist nirgends angegeben. Am 31. Juli erscheint er in der Urkunde König Heinrichs III. zum ersten Mal als Erzkanzler, nach der Überlieferung des Marianus Scottus aber (S. Regesten nr. 1.) würde seine Erhebung erst am 8. August stattgefunden haben. Vielleicht ist das Datum der Kaiserurkunde mit der Ernennung durch den Kaiser, die chronologische Notiz des Marianus Scottus aber mit der Weihe in Verbindung zu bringen. (Vergl. Pabst, Die Brauweiler Geschichtsquellen. in: Archiv f. ält. deutsche Geschichtskunde. XII, 118).

Wenn auch das Material für die achtjährige Regierungszeit unseres Erzbischofs nicht gerade umfangreich ist, so bietet es doch Anhaltspunkte genug, um ein motiviertes Urteil über ihn gewinnen zu können. Zunächst unterliegt es wohl keinem Zweifel, dass Liutpold aus viel härterem Stoff bestand, als sein Vorgänger, und dass er ebensowohl den Mut wie auch die Kraft besaß, das Ansehen und die Interessen seiner Metropole zu wahren. Wir erinnern hier daran, wie er vix et aegre seine Einwilligung gab, dass Hermann von Köln den jungen Heinrich zu Aachen weihte, wie er mit allem Eifer die Zehntverhältnisse in Thüringen zu ordnen bemüht war und zugunsten seiner Diözese pene usque ad sanguinem certando laboravit. (Vergl. die Urk. Erzbischof Sigfrids vom Jahr 1069 bei Joannis, Rerum Mogunt. II, 462). Sein Auftreten gegen Papst Leo IX. in Worms im Jahr 1053 bewies sogar etwas zuviel Eifer in der Wahrung seiner Würde. (Vergl. Conringius, Assertio juris Mog. in coronandis regibus Rom. 24.) Im Übrigen scheint er den Bestrebungen jenes Papstes nicht abhold gewesen zu sein und als nach dem Tod desselben Kardinal Hildebrand in Mainz erschien, um von dem Kaiser einen neuen Papst zu erhalten, da hat unser Erzbischof gewiss das Seinige dazu beigetragen, dass die Römer keinen anderen verlangten, als den trefflichen Bischof Gebhard von Eichstätt, welcher sich wohl zum Vermittler zwischen der eine strengere Disziplin erstrebenden Partei und der am Hof herrschenden laxeren Richtung eignete.

Seinen kirchlichen Sinn offenbarte Liutpold namentlich durch die Gründung von drei Stiftern und Klöstern: zu St. Jacob in Mainz, dann zu Nörten und zu Lippoldsberg; auch durch seine zahlreichen Intervenienzen zugunsten von Klöstern legte er seine Sympathien für dieselben an den Tag. Seinem Vorgänger Bardo errichtete er ein pietätvolles Denkmal, indem er durch seinen Kaplan Vulculd eine Lebensbeschreibung desselben verfassen ließ. Auch die Pflege der Wissenschaften lag ihm am Herzen, wie man aus der Berufung des Lütticher Scholasters Gozechin an die Mainzer Schule ersieht. (Vergl. Wattenbach, Deutschlds. Geschichtsq. 3 Aufl. II, 83.) Dieser aber hat es seinerseits nicht unterlassen, Liutpold ein reiches Maß des Lobes zu spenden, indem er in einem Brief an einen gewissen Walcher (in: Mabillon Analecta IV, (8°) 387; Fol. 437) schreibt: Postquam clarissima duo ecclesiae luminaria, quae nimis sero Deus accendit, et nimis mature in abscondito faciei suae a conturbatione hominum abscondit, Henricum dico II imperatorem, et Liudboldum Moguntinae sedis protopraesulem, in quos aurei saeculi fines cum maxima sui decoris specie deuenerunt: haec, inquam, clarissima duo luminaria, postquam ab his tenebris ad veram lucem, a qua etiam huc alluxerunt orbi terre, ut oramus et optamus, assumta sunt; quidquid divinae religionis, quidquid aequitatis et iustitiae, quidquid liberalium studiorum, quidquid moralis disciplinae vbique vigebat, sicut tunc temporis ecclesia et vario virtutum decore et multiplici liberalium litterarum propagine florebat, cum eis pariter sepulta, immo in caelum recepta sunt: ita ut nihil eorum paene remanserit in terra praeter admodum pauca, et haec ut umbrae inanis vestigia. (Vergl. Floto,Heinrich IV. Bd I, 120; Strehlke, Brief Abt Berno's von Reichenau. in: Archiv für österr. Geschichtsquellen. XX, 194; Falk, Mainz und seine Stellung in Kirche und Reich. in: Ztsch. d. Ver. f. rhein. G. III, 11.) Die Ann. Lippoldesberg. (Böhmer, Font. III, 256 u. MGH SS 20, 547) rühmen von ihm: Erat igitur quidam genere vita scientia atque doctrina vir magne virtutis, in domino vir clarus, et, sicut civitas supra montem posita, in ecclesia quoque dei mire conspicuus, nomine Luippoldus sancte Moguntine sedis antistes.

Über Liutpolds Siegel vergl. Würdtwein, N. subs. I, Einleitung XXVI, welcher übrigens keines sah. Bezüglich der Schreibweise von Liutpolds Name macht Steindorff, Jhrbb. d. d. Reichs unter K. Heinrich III. Bd I, 345 darauf aufmerksam, dass Liutbold und Liutpold kanzleimässig sind; als singuläre Variante erscheine in einer Kaiserurkunde (Stumpf, RK. nr. 2416) aufgrund eines Facsimile Liubbald, während Stumpf Liuppold gibt. Die Schreibweise Liutpold in den Paginaltiteln der Regesten ist also hiernach zu rektificieren. Auch hebt Steindorff a. a. o. hervor, dass Liutpold in den Diplomen Kaiser Heinrich's III. gewöhnlich den Doppeltitel archicancellarius et archiepiscopus oder umgekehrt und außerdem archicancellarius et archicapellanus erhalte; als Einzeltitel erscheine stets archicancellarius.

Namensvarianten: Luitbold, Luitbald, Lutbald, Luipbold Liubald, Liubbald, Liupolt, Liupold, Liuppold, Liutpold, Liutpald, Liutpald, Liudpold, Liuthbald, Lupold, Luopold, Leopold, Lyppald, Lobold, Limpold.

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Keine

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Zitierhinweis:

BW, RggEbMz 21 Nr. 001a, in: Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe, URI: http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/21657 (Zugriff am 28.03.2024)