Böhmer/Will, Regesten (706-1288)

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BW, RggEbMz 07 Nr. 001a

Datierung: 12. März 856 bis 5. Juni 862

Quelle

Ohne Aussteller, Empfänger und Empfangsort

Archiv: Böhmer/Will, Regesten

Weitere Überlieferung:

Böhmer/Will, Regesten S. XXV.

Geographische Bezüge:

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Inhalt

Kopfregest:

Einleitende Bemerkungen Böhmers und Wills zu Erzbischof Karl.

Vollregest:

Karl war der jüngere der beiden Söhne Pippins von Aquitanien (Ruodolfi Fuld. Ann. ad a. 856; Prudent. Ann. ad a. 838 u. ad a. 849.), also Enkel Ludwigs d. Fr. Während der Feindseligkeiten seiner Oheime befand er sich im Reich Lothars und als dieser sich i. J. 849 mit Karl d. K. ausgesöhnt hatte, wollte er sich nach Aquitanien begeben. Unterwegs aufgefangen ward er in das Kloster Corbie gebracht, nachdem er auf der Reichsversammlung zu Chartres (Juli 849) erklärt hatte, dass er aus Liebe zum Dienst Gottes und ungezwungen Priester werden wolle. Er wurde von den anwesenden Bischöfen geweiht und tonsuriert. (Prudentii Ann. ad a. 849: Karolus filius Pippini, relicto Hlothario, fratrem suum Pippinum in Aquitania vagantem adire cupiens, a fidelibus Caroli regis comprehensus est, et ad ejus praesentiam perductus; qui merito perfidiae in eumdem patruum suum et patrem ex fonte sacro, sententiam quidem capitalem meruerat, sed clementiae respectu servatus est. Unde et mense Junio apud urbem Carnutum Carolo rege Conventum habente, post missarum solemnia ambonem ecclesiae conscendens, innotuit omnibus voce propria, se ob divinae servitutis amorem clericum nullo cogente velle fieri; ibique ab episcopis qui praesentes aderant benedictus, et ad clericum tonsus est. Chron. Fontan. ad a. 849: Ipso namque tempore placitum habuit rex Carolus generale cum Francis in urbe Carnotensi. In quo loco Carolus praedicti Pippini frater tonsoratur, et in monasterio Corbeia continuo dirigitur. Ruodolfi Fuld. Ann. ad a. 851: Pippinus, rex Aquitaniae, comprehensus a suis, Karolo regi cum regno traditur, et clericus effectus (monastico indutus habitu), Suessioni in monasterio sancti Medardi retruditur. Similiter et Karolus, frater ejus iunior, cum de regno Hlotharii profectus fratrem invisere disposuisset, tentus est a comitibus Karoli regis, et illo iubente, tonsus in Corbeiense monasterio missus est in custodiam.)

Während der Verwickelungen und Kämpfe in Aquitanien i. J 854 verließ Karl das Kloster Corbie. (Ruodolfus ad a. 856: de custodia Corbeiensis monasterii lapsus." Prud. Ann. ad a. 854: "Karlus .. jam diaconus ordinatus a Corbeiensi monasterio recedit.

Die Beförderung Karls auf den Erzstuhl von Mainz erfolgte fast ausschließlich durch König Ludwig, während dem Clerus und Volk nur ein Schein der Teilnahme verblieb. Für eine begründete Beurteilung unseres Erzbischofs fehlt es entschieden an Material, so dass es uns ebenso gewagt erscheint - um nur zwei der neuesten Urteile einander gegenüberzustellen - ihn als »seinem großen Vorgänger in jeder Hinsicht unähnlich« zu bezeichnen, ihm »wissenschaftliche und geschäftliche Bildung«, »christliche Milde und Sanftmut des Characters« abzusprechen, was Dümmler (Dümmler, G. d. o. R. I, 390, 435, 521) tut, als von ihm zu behaupten, dass er »nach den Zeugnissen bewährter Quellen ein Mann von den besten Eigenschaften war, ganz würdig, dass ihn König Ludwig sowohl zum Erzbischof als zum Erzkanzler des deutschen Reiches erhob«, wie Hefele-Hergenröther, Conc. G. IV, 193) bemerkt. - Als Erzkanzler tritt er nie auf, denn die einzige Urkunde, in welcher er als solcher genannt wird (Zeuss, Trad. Wizenb. 267), ist offenbar falsch. Vergl. Sickel, Beiträge z. Dipl. in: Sitzungsber. d. k. k. Akad. XXXVI, 398 Note 3; Dümmler a. a. O. 390 Note 22. Vermutlich hat Karl die durch ein Erdbeben stark beschädigte Kirche von St. Alban wieder hergestellt. Vergl. Joannis, Rerum Mogunt. I, 407 und 408.

Namensformen: Karolus, Karlus, Carolus, Carlus.

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Keine

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Zitierhinweis:

BW, RggEbMz 07 Nr. 001a, in: Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe, URI: http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/21643 (Zugriff am 29.03.2024)