Mainzer Ingrossaturbücher Band 10

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StA Wü, MIB 10 fol. 346

Datierung: 29. September 1385

Quelle

Aussteller:

Empfänger:

Archiv: Würzburg StaatsA

Geographische Bezüge:

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Inhalt

Kopfregest:

Erzbischof Adolf I. von Mainz schuldet der Speyerer Bürgerin Else 450 Goldgulden und verkauft ihr dafür eine jährliche Geldgülte auf die Einkünfte mehrerer Städte und Dörfer.

Vollregest:

Adolf, Erzbischof von Mainz (Mencze), des Heiligen Römischen (Romschen) Reiches oberster Erzkanzler in Deutschen (dutschen) Landen, Vormund des Stiftes zu Speyer (Spire), Johan Graf zu Nassau (Naßauwe), die Schultheißen, Räte, Schöffen und sämtliche Bürger der drei Städte Bruchsal (Bruchsel), Lauterburg (Lut(er)b(er)g) und Udenheim, die Schultheißen, geschworenen Räte und Gemeinden der fünf Dörfer Herxheim (Hergesheim), Rülzheim (Ruligeßhem), Rheinzabern (Rinzab(er)n), Hatzenbühl (Hatzenbuhel) und Heyene, bekennen, daß Else, Witwe des Wenher Goldelin, Bürgerin zu Speyer (Spire) dem Stift Speyer 450 Goldgulden geliehen hat.

Der Bischof verkauft nun kraft dieser Urkunde der Else bzw. dem rechtmäßigen Inhaber dieser Urkunde eine jährliche Geldgülte in Höhe von 45 Goldgulden, auf die Einkünfte der drei Städte und 5 Dörfer und auf alle anderen Güter, Gülten, Zinsen, Nutzen, Renten und Gefälle, die zu den drei Städten und fünf Dörfern gehören.

Geht dort der ausgemachte Betrag nicht oder nur unvollständig ein, haftet der Bischof nach Städterecht und Gewohnheit mit sonstigem Stiftsgut.

Die Jahresgülte ist auf Kosten des Speyerer Stiftes am Jakobstag [25. Juli] an der Münze in der Stadt Speyer zu übergeben.

Diese Abmachung kann durch nichts aufgehoben werden.

Kommt Speyer in Zahlungsverzug, muss Speyer 14 Tage nach dem 25. Juli doppelten Zins als Strafe bezahlen, nach Städterecht und Gewohnheit.

Bischof Adolf und Graf Johan und die Brüder Hans und Triegel von Gemmingen (Gemynge(n)), beide Edelknechte, geloben uff unse gute truwe und reht warheit Bruchsal, Kislau (Kyselauwe), Kästenburg (Kestenburg) und Kirrweiler (Kyrwiler) nicht aus den Händen zu geben, bevor Frau Else ausbezahlt ist. Wird ein einmütiger Bischof in Speyer gewählt, muss dieser binnen zwei Monaten veranlassen, dass das Domkapitel diese Abmachung besiegelt.

Bischof Adolf und die anderen Schuldner setzten zu Bürgen: die beiden Ritter und Brüder Hans (Hansen) von Gemmingen, Vogt zu Lauterburg, und Triegel von Gemmingen, oberster Amtmann zu Kislau, dann Heinrich von Herbolzheim (Herbotzhein), Vogt zu Deidesheim (Dydeshem), Hans von Beckingen, Heinrich von Dürrmenz (Durmentze), Rudolf von Altdorfft gen. Wollensleher, Jeckel Smuczel von Altdorff und Kraft (Crafften) von Dieffenbach, alle Edelknechte.

Zu Geiseln werden gesetzt: Heinrich, der Keller von Kislau, Wycknant von Langebrucken, Petter Muler, Vogt zu Kislau, Gerhart Scheffener von Hambach und Henne Vergemeister, Zöllner in Rheinhausen (Husen an dem Reyne), Eberhart zum Laube, Schultheiß, Volcz Nettinger, Hans Gudekinger, Cuncz Duchscherer, Cuncz Suemerer und Heinrich Furer, Schöffen (richter), Walther Rießen, Mißener der Bäcker, Albrecht (Abreht) Gugel, Rudolff von Auweßhein, Heincz Glimen und Claus Furer, alle Bürger und aus der Gemeinde Bruchsal, Grauwen, [Schultheiß?], Heincz Troesteln, Wlather Eckart, Cunczel Lutzen und sein Sohn Cunczel sowie Hans von Selß, alle Schöffen, Cuncz Schurer, Kobel Duchscherer, Claus Rulman, Walther Buma, jeckel Geutener und Goetz Wilgensmit, Bürger und aus der Gemeinde Lauterburg, Herman Keller, Schultheiß, Hans Gweckhaus, Endres Egelman, Cuntz Veyste, Heincz Breme und Walther Lang, Schöffen (richter), Heicz Egen, Gerhart Gengenbach, Heincz Smit der Alte, Egen Conrat Sußen und Bertholt Snorephiff, alle Bürger und aus der Gemeinde Udenheim, Claus Gaßenhart, Hensel Gaßenhart, Heincz von Bochungen und Conczel Sattelfinck, alle von Herxheim (Herigeshein), Endres, Sohn der Etdeckerme [?], Peter Forsteman, Hans Forsteman und Claus Pfaff, alle von Rülsheim (Ruligeshein), Peter Wyß, Hans Hacke, Heincz Hiller und Merkel Swap, alle von Rheinzabern (Rinzab(er)n), Hans Smit, Hans Herman, Metzen Contzen und Volczen Hansen, alle von Hatzenbühl (Hatzenbuhel), Hans Richart, Claus Ether, Heincz Humbreht und Contz Schenke, alle von Heynee.

Zahlt Speyer weder Rente noch doppelten Zins, können die Gäubiger den Bischof und seine Bürgen, die Edelleute, Heinrich Keller zu Kislau, Wicknant, Peter Muller, Gerhart Scheffener und Henne Vergenmeister, und dazu aus jeder Stadt aus der Schar der Geiseln vier oder fünf Personen, und aus jedem Dorf eine oder zwei Personen, Schöffen oder andere, mündlich oder schriftlich mahnen. Damit sind auch die anderen Geiseln der drei Städte und 5 Dörfer offiziell gemahnt. Bischof Adolf und Graf Johan müssen dann jeder zwei Knechte und zwei Pferde, die Bürgen, die Edelleute, jeder einen Knecht und ein Pferd binnen acht Tagen nach Speyer in eine öffentliche Herberge zum Einlager schicken. Die Geiseln haben persönlich entweder in Speyer oder in Landau (Landauwe) zum Einlager (infaren leisten) zu erscheinen.

Der Bischof und die Bürgen Hans und Triegel von Gemmingen schwören uff unße truwe und reht warheit und die anderen Bürgen uff ire eyde, das Einlager nicht zu verlassen, die Geisln schwören uff ire eide, gute Geiselschaft zu halten. Dies gilt so lange, bis die ausstehende Schuld, der Strafzins und im Mahnverfahren etwa angefallene Botenlöhne bezahlt sind.

Unbrauchbare Pferde sind vom Besitzer zu ersetzen. Stirbt ein Bürge oder eine Geisel, verlässt den Wohnort oder geht außer Landes ist binnen 14 Tage Ersatz zu schaffen.

Bürgen und Geiseln schwören gute Bürgen zu sein. Verstößt ein Bürge oder eine Geisel gegen die Verpflichtung, können die Gläubiger bis zur Erfüllung Güter des Stifts bzw. der beteiligtenStädte und Dörfer bzw. Gützer des brechenden Bürgen mit oder ohne Gericht pfänden. Brechende Bürgen werden als truweloß erloz und meyneidig bezeichnet. Die geistlichen Richter zu Speyer können gegen sie dann rechtlich vorgehen.

Nichts kann vorstehende Abmachungen behindern oder gar aufheben, auch nicht der Heilige Stuhl zu Rom (Rome), oder die Römischen (romischen) Kaiser und Könige usw. Die Abmachungen gelten auch weiter, wenn die Urkunde in irgendeiner Weise beschädigt wird oder ein neuer Bischof in Speyer gewählt wird. Dieser muss Vorstehendes dann binnen zwei Monate bestätigen und mit dem Kapitelsiegel bekräftigen lassen.

Will Frau Else ihr Geld wieder haben, müssen die 450 Goldgulden binnen eines halben Jahres nach St. Jakobtag [25. Juli] in der Stadt Speyer zurückgezahlt werden. Geschieht dies nicht, müssen Bürgen und Geiseln so lange Einlager und Geiselschaft halten.

Speyer kann die Jahresgülte mit Zahlung von 450 Goldgulden vor dem Frauentag Kerzweihe [2. Februar] an der Münze zu Speyer ablösen. Damit sind auch die Bürgen und Geiseln zu nichts mehr verpflichtet.

Alle Beteiligten versprechen, ihren Pflichten getreulich nachzukommen. Bischof Adolf kündigt sein Siegel an, ebenso Graf Johan, die drei Städte, die Ritter und Edelknechte ihre sowie die fünf Dörfer ihre Gerichtssiegel. Die Geistlichen Richter zu Speyer bestätigten das Vorgesagte und kündigen ebenfalls ihr Gerichtssiegel an.

- Datum ... 1385 an dem Mendag nach sant Mathis dag des heilig(en) zwolfbotde(n).

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Zitierhinweis:

StA Wü, MIB 10 fol. 346, in: Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe, URI: http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/2610 (Zugriff am 20.04.2024)