Vigener - Erzbischofsregesten (1354-1374)

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Vigener, RggEbMz Nr. 2830a

Datierung: 1371-1373

Quelle

Ohne Aussteller, Empfänger und Empfangsort

Archiv: Vigener, Regesten

Weitere Überlieferung:

Vigener, Regesten (Bd.2) S. 7-8

Inhalt

Kopfregest:

Bemerkungen Vigeners zu Erzbischof Johann I.

Vollregest:

Erzbischof Johann ist wahrscheinlich im Jahre 1342 geboren.[1] Sein Vater Johann von Luxemburg († 1364), Burggraf von Lille, Herr von Ligny, Roussy usw.[2] gehörte der Nebenlinie des luxemburgischen Hauses an, die durch Walram († 1288), den zweiten Sohn Graf Heinrichs III.[3}, gegründet worden war. Seine Mutter Alix († vor 15. Januar 1346) war die einzige Tochter des Guido von Flandern, Herrn von Richebourg, und der Marie von Enghien, Herrin von Sotteghem (Sotenghien). Sein ältester Bruder Guido († 22. August 1371) wurde durch seine Heirat (1350) mit Mahaud von Châtillon, Erbgräfin von S. Pol, zum Grafen von S. Pol und durch König Karl V. von Frankreich zum Grafen von Ligny erhoben (1367).[4] Nach diesem, seinem regierenden Bruder ist auch Johann selbst als Graf von S. Pol bezeichnet worden.[5] Als ein dem Kaiser Karl IV. blutsverwandter Kleriker wurde er bereits am 30. September 1355 durch Papst Innocenz VI. mit Kanonikat und Präbende im Trierer Domstifte ausgestattet.[6] Auf Verwendung des Kaisers wurde der Trierer Domherr, trotz seiner französischen Nationalität[7], am 23. Dezember 1365 von Papst Urban V. zum Bischof von Straßburg ernannt.[8] Durch den Papst und die Kardinäle unterstützt, hat Karl IV. im November 1368 sich bemüht, Erzbischof Kuno von Trier zum Verzicht auf sein Erzstift und zur Annahme des Kölner Stuhles zu bewegen, um Trier an Johann zu bringen.[9] Für das Scheitern dieses Versuches wurden der Kaiser und sein Verwandter dadurch entschädigt, daß Papst Gregor XI. am 28. April 1371 über das durch Erzbischof Gerlachs Tod erledigte Erzbistum Mainz nach dem Willen des Kaisers verfügte.[10]

Fußnotenapparat:

[1] In der Dispensurkunde vom 23. Dezember 1365, dem Tage seiner Ernennung zum Bischof von Straßburg, heißt er "in vicesimo quarto etatis anno constitutus" (Sauerland, Urkunden und Regesten zur Gesch. der Rheinlande 5, 172 nr. 458). Die Altersangabe entstammt gewiß einer Supplik Karls IV., die, da der Kaiser die Nachricht vom Tode des Straßburger Bischofs Johann von Lichteneck († 14. September 1365) in Schlesien erhielt - er urkundet in Breslau am 14. September (Croon, Codex dipl. Siles. 27, 176) und am 4. Oktober (Böhmer-Huber nr. 6259) -, frühestens gegen Ende September abgegangen sein kann. Ist die Angabe genau (vgl. dazu die Bemerkung zur Vorgeschichte Erzbischof Gerlachs, Bd. 1, S. 1), so wäre Johann zwischen Herbst 1341 und Herbst 1342 geboren. Bezeugt ist er zuerst, zusammen mit seinem Bruder Heinrich, im Jahre 1347; vgl. P. Anselme, Histoire généalogique et chronologique de la maison royale ... 3. édit., Bd. 3 (1728), S. 723. Dieser Heinrich war nicht (wie Anselme, der ihn vor Johann nennt, anzunehmen scheint) älter als Johann, denn in einer am 27. August 1357 genehmigten Supplik seines Vaters (Berlière, Suppliques d'Innocent VI S. 389 nr. 933) heißt es, daß er im 13. Lebensjahre stehe; er wird also 1344 oder 1345 geboren sein.

[2] Vgl. (auch zum folgenden) Anselme a. a. O.; Bertholet, Histoire de Luxembourg 7 (1743), 153 f. Stammbaum auch bei Joannis, Rerum Mogunt. 1, zwischen S. 682 und 683 (ebenda 681 die auch sonst, z. B. bei Trithemius, Annal. Hirsaug. a. 1370, Bd. 2, S. 258, begegnende irrige Angabe, daß Johann der Sohn Herzog Wenzels von Luxemburg, des Bruders Kaiser Karls IV, gewesen sei). In der, in der vorigen Anmerkung genannten Supplik an Innocenz VI. nennt er sich "miles vester Johannes de Lucembourg, castellanus de Insula ac dominus de Lineyo, Tornacensis et Tullensis diocesum".

[3] Vgl. Voigtel und Cohn, Stammtafeln, Tafel 222.

[4] Vgl. außer Anselme a. a. O. noch N. Vigner, Histoire de la maison de Luxemburg (1619), 463 ff. und 545.

[5] Im Chronicon Moguntinum (S. 27): de Sympole. Vgl. auch Limburger Chronik Kap. 89 S. 60: Unde Johan erzebischof zu Menze der was bruder des vurgenanten greben von Simpaule, wiwol doch daz he ein Wal was. Johann selbst nennt in einer Urkunde vom 20. Mai 1368 unsern dez vorgenanten bischofes bruoder, den man nennet Gwydo von Lutemburg grafe von Liny und sante Pauli (Witte und Wolfram, UB. v. Straßburg 5, 560 nr. 721). Die Grafschaft S. Pol liegt westlich von dem Hauptteil der Grafschaft Artois.

[6] Supplik Kaiser Karls, der für Johann ein Kanonikat und eine Präbende im Domstift zu Amiens erbeten hatte, nebst der päpstlichen Verfügung, gedr.: Novàk, Acta Innocentii VI. (Monum. Vat. res gestas Bohem. illustr. 2) S. 154 nr. 378 (aus Suppl. 26 f. 221).

[7] Sie wird von mehreren deutschen Geschichtschreibern, die selbständig über Johann berichten, deutlich unterstrichen. Vgl. außer der Limburger Chronik (s. Anm. 5) das Chronicon Moguntinum (S. 27 unten): »Gallicus« und Königshofen (Städtechroniken 9) S. 675, Z. 16: do schickete der bobest einen bischof gein Strosburg, einen Walich genant Johans von Lyne, den muoste men zuo Strosburg nemen. Johans von Lyne oder von Lützelnburg ein Walich ... - In dem unter Erzbischof Konrad II. († 1396) angelegten Verzeichnis der Erzbischöfe (Würzburg, Lib. reg. 3 f. 7V) steht gleichfalls der Zusatz »nacione Gallicus«. Die Chronica de episcopis Maguntinis (vgl. Reg. 2795, Bd. 1, S. 630 Mitte) nennt ihn »quendam Gallicum« (vgl. das folgende Regest) und in der Eberbacher Handschrift dieser Chronik heißt es: Johannes, qui nominabatur hamcleszer (?) et fuit Gallicus. - Auch in einer Erzbischofsliste des 15. Jahrh. (S. Petri Erphesfurt. auctar. Ekkeh.; Monumenta Erphesfurt., hg. v. Holder-Egger S. 27) und in einem bis auf Berthold von Henneberg († 1504) reichenden Registrum episcoporum Maguntie (München, Staatsbibliothek, Codex lat. 467 f. I; in derselben Handschrift die bei Böhmer, Fontes 4, 355-363 gedruckte Successio episc. Mog.) wird Erzbischof Johann I. »Johannes Gallicus« genannt.

[8] Sauerland, Urk. und Reg. zur Gesch. der Rheinlande 5, 172 nr. 459. Daß er »durch des keysers bette« vom Papste zum Bischof erhoben wurde, sagt Königshofen a. a. O.

[9] Karls Brief aus Rom, 11. November 1368 (Böhmer-Huber, Ergänzungsheft, nr. 7275), gedr.: Sauerland a. a. O. 244 nr. 629; ebenda nr. 626-628, 630-633 und 636 die Briefe einzelner Kardinäle und eines päpstlichen Notars. Vgl. Vigener, Karl IV. und der Mainzer Bistumsstreit 4.

[10] Da Johann, ehe er nach Mainz kam, 5 1/2 Jahre lang Bischof von Straßburg war, muß es den Regesten der Bischöfe von Straßburg vorbehalten bleiben, die Überlieferung über seine Lebensgeschichte bis zu seiner Ernennung zum Erzbischof in erschöpfender Weise zu verarbeiten.

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Keine

Metadaten

Zitierhinweis:

Vigener, RggEbMz Nr. 2830a, in: Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe, URI: http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/21679 (Zugriff am 29.03.2024)