Vigener - Erzbischofsregesten (1354-1374)

3168 Quellen in dieser Liste. Sie sehen die Quelle 3017.

Vigener, RggEbMz Nr. 3014b

Datierung: 4. April 1373 bis 6. Februar 1390

Quelle

Ohne Aussteller, Empfänger und Empfangsort

Archiv: Vigener, Regesten

Weitere Überlieferung:

  • Vigener, Regesten mit Verweis auf:siehe Angaben im Text.

Inhalt

Kopfregest:

Vorgeschichte Erzbischof Adolfs von Mainz.

Vollregest:

Adolf von Nassau (gest. 6. Februar 1390), der Neffe Erzbischof Gerlachs, verdankte seine Erhebung auf den Mainzer Stuhl nicht, wie alle seine Vorgänger seit Erzbischof Heinrich II. (1286-1288), der Entscheidung der Kurie, sondern allein dem Domkapitel, das gegen den Willen des Kaisers und des Papstes an ihm festhielt und den diplomatisch glänzend begabten, kraftvollen und unermüdlich tätigen jungen Prälaten in dem Kampf gegen den auf Wunsch Kaiser Karls IV. durch Papst Gregor XI. am 28. April 1374 zum Erzbischof ernannten Ludwig von Meißen erfolgreich unterstützte.

Die förmliche Anerkennung des deutschen Königs und der römischen Kurie hat Adolf von Nassau erst nach dem Ausbruch des großen Schismas erlangt (1381); aber er ist sogleich, nachdem das Domkapitel ihn zum Administrator erhoben hatte, tatsächlich in den Besitz des ganzen Mainzer Territoriums gekommen und er hat es, von wenigen Plätzen in den östlichen Stiftslanden abgesehen, schon vor dem Verzicht Erzbischof Ludwigs dauernd in der Hand behalten.

Erzbischof Adolf ist ein Sohn Graf Adolfs 1. von Nassau-Wiesbaden (gest. 17. Januar 1370) [1] aus dessen, im Jahr 1332 abgeschlossener Ehe mit Margarete, der Tochter Burggraf Friedrichs IV. von Nürnberg[2]. Die Zeit seiner Geburt ist nicht mit Sicherheit festzustellen, doch lässt sich als solche mit einiger Wahrscheinlichkeit Frühjahr oder Sommer 1346 berechnen.[3]

Im Jahre 1362 war Adolf bereits bepfründeter Domherr im Kölner Domkapitel (Vigener, RggEbMz Nr. 3015). Seit dem Frühjahr 1364 studierte er das kanonische Recht[4]; er hat zuerst die Universität zu Padua[5], dann (1366), wie einst sein Oheim Erzbischof Gerlach, die zu Bologna[6] besucht. Zu seinem Kölner bepfründeten Kanonikat gewann er vor Oktober 1366[7] Kanoniken und Pfründe in den Stiftskirchen von Bingen und von Wetzlar hinzu, während er die Kanonikatspfründe im Florinsstift zu Koblenz, die er spätestens im März 1364 erlangt hat[8], zwischen Herbst 1365 und Herbst 1366 aufgegeben zu haben scheint[9].In den Besitz der Propstei des Stiftes zu Limburg an der Lahn, mit der ihn Papst Urban V. bereits am 8. April 1364 providiert hatte[10], ist er zwischen Oktober 1366 und Januar 1371 gekommen[11].

Erzbischof Gerlach versuchte im Januar 1371, kurz vor seinem Tod, vergebens, die Domherren zu veranlassen, seinen Neffen als seinen Koadjutor anzuerkennen[12]. Der Nassauer hatte damals nur die Minderheit des Domkapitels auf seiner Seite, die ihn unter Führung des Domdekans Heinrich Beyer von Boppard am 11. März 1371 zum Nachfolger des am 12. Februar verstorbenen Erzbischof Gerlach postulierte, während die Mehrheit sich für die Postulation Erzbischof Kunos von Trier entschied.[13] Dieser Zwiespalt im Domkapitel erleichterte es dem kaiserlichen Kandidaten, Johann von Luxemburg-Ligny, der am 28. April 1371 durch Gregor XI. providiert wurde (Vigener, RggEbMz Nr. 2830), in Mainz durchzudringen, um so mehr, als Adolf von Nassau, gleichfalls am 28. April 1371, durch Ernennung zum Bischof von Speyer entschädigt wurde.[14] Die zwei Jahre in Speyer sind für Adolf im eigentlichen Sinne die Vorgeschichte seines Mainzer Epikopats gewesen, dem er durch die Pflege seiner Verbindungen mit Mainzer Domherren vorarbeitete[15] und dem von Anbeginn an seine verwandtschaftlichen Beziehungen zu benachbarten Dynasten[16] zu statten kamen. Das ungünstige Ergebnis der Regierung Erzbischof Johans I. erklärt die einmütige und rasche Erwählung Adolfs durch das Domkapitel, die bereits dritthalb Wochen nach Johanns Tod vollzogen war (Vigener, RggEbMz Nr. 3051). Das Bistum Speyer hat Adolf bis zum Jahr 1386 mittelbar oder unmittelbar in der Hand behalten.[17]

Den biographischen Abriss für die Allgemeine Deutsche Biographie (Bd. 1, 1875, S. 117-119) hat R. von Liliencron geschrieben; im Dictionnaire d'histoire et de géographie ecclésiastiques[18] hat G. Allmang (1910) ganz knapp über Adolf gehandelt. Die (bis 1375 reichende) Darstellung von Paul Handloß, Adolf I., Erzbischof von Mainz, Graf von Nassau und sein Gegner Ludwig, Bischof von Bamberg, Markgraf von Meißen, 1. Teil, Breslauer Dissert. [1874] ist ungenügend. Eine umfassende Biographie Adolfs, für die hier der Stoff bereit gelegt wird,[19] ist bei der Bedeutung der Persönlichkeit und der Regierung des Erzbischofs eine anziehende Aufgabe.

Fußnotenapparat:

[1] Nach der Grabschrift, vgl. Schliephake-Menzel, Gesch. v. Nassau 5, 27.
[2] Sie wird nicht zuletzt 1368 erwähnt (Schliephake-Menzel a.a.O.) noch ist sie (Voigtel-Cohn, Stammtafeln, Tafel 128) 1370 Januar 17 gestorben, sie urkundet vielmehr (außer 1369 Juli 3, Vigener, RggEbMz Nr. 2547 noch 1382 (Großmann und Scheins, Monum. Zollerana 8, 237 Nr. 344).
[3] Zur Feststellung des Alters bietet die boshafle Bemerkung über den »achtzehnjährigen Knaben«, die das Chronicon Moguntinum in dem Bericht über die Wahl von 1371 bringt (Vigener, RggEbMz Nr. 2810), keine Handhabe (vgl. Vigener, Karl IV. und der Mz. Bistumsstreit 5 Anm. 10). Man muss ausgehen von den beiden Suppliken Kaiser Karls IV., die 1365 Sept. 23 und 1366 Okt. 28 genehmigt worden sind (Vigener, RggEbMz Nr. 3018 und 3019). In beiden heißt es von Adolf, dass er im 20. Jahr stehe. Das scolaris biennalis in der zweiten Supplik berechtigt zu der Annahme, dass sie bereits im Frühjahr 1366 aufgesetzt wurde, denn Adolf ist sicher vor dem 8. April 1364 tudens in iure canonico (Vigener, RggEbMz Nr. 3016). Der zeitliche Abstand zwischen beiden Suppliken wird dann auf etwa 8 Monate verringert. Danach kann man, wenn beide Suppliken znsammen genommen werden, etwa Frühjahr oder Sommer 1346 als die Geburtszeit Adolfs berechnen. Die bestimmten Angaben in dem Schreiben, das die Kapitelsmehrheit am 11. März 1371 an den Papst richtete (Vigener, RggEbMz Nr. 2810), zeigen nur, dass Adolf damals das für die Bischofsweihe nach strengem Recht vorgeschriebene Alter von 30 Jahren fehlte. Das für die Priesterweihe erforderliche 25. Lebensjahr (vgl. Clement. lib. I tit. VI) hatte er, wie es scheint damals tatsächlich bereits erreicht, denn weder bei der Ernennung zum Bischof von Speyer am 28. April 1371 (Vigener, RggEbMz Nr. 3023), noch auch in dem die Priesterweihe betreffenden Privilegium am 21. Mai 1371 (Vigener, RggEbMz Nr. 3025) wird ein Dispens vom defectus aetatis erwähnt. Die sonst bekannten Daten aus Adolfs Jugend (Vigener, RggEbMz Nr. 3015ff.) widersprechen dem mindestens nicht. Gleiches gilt von den Angaben, die über Adolfs Geschwister vorliegen. Der älteste Bruder, Gerlach, siegelt 1356 Januar 10 mit seinem Vater (Vigener, RggEbMz Nr. 499), Gerlach und der (schon 1357 bezeugte, vgl. Schliephake-Menzel, Gesch. v. Nassau 5, 28) zweite Bruder Friedrich, Mainzer Domherr, urkunden 1358 Januar 20 (Monumenta Zollerana. 3, 172 Nr. 260; desgleichen 1360 März 31, ebenda Nr. 269), die älteste Schwester Agnes verheiratete sich zwischen 1360 Okt. 9 und 1361 April 5 bereits in zweiter Elle mit Eberhard I. von Eppstein, Elisabeth, der Adolf im Alter unmittelbar folgte, ist 1361 Juni 18 als Gattin des Grafen Dieter von Katzenelnbogen bezeugt (vgl. Voigtel-Cohn, Stammtafeln, Tafel 128 und Schliephake-Menzel 5, 29). Unter den jüngern Geschwistern ist der mindestens durch eine Schwester und einen Bruder (Walram, bereits 1374 mit Bertha, der Tochter Graf Reinhards II. von Westerburg, vermählt) von Adolf getrennte spätere Erzbischof Johann II. wahrscheinlich 1354 geboren (in der 1365 Juni 3 genehmigten Supplik Kaiser Karls IV., Sauerland, Urkunden 5, 149 Nr. 386, heißt es, dass er im 11. Lebensjahr, in der 1366 Okt. 28 genehmigten, Vigener, RggEbMz Nr. 3019, dass er im 13. stehe), Anfang 1364 war er, wie sein Bruder Walram, studens in artibus (Reg. 1753); Katharina, die jünger als Johann war, ist 1373 Juni 20 Gattin Graf Reinhards IV. von Westerburg.
[4] Vigener, RggEbMz Nr. 3016.
[5] Vigener, RggEbMz Nr. 3017 und 3018.
[6] Regest 3020.
[7] Regest 3019.
[8] Regest 3016 (Erzbischof Gerlachs Supplik wird spätestens Mitte März aufgesetzt sein).
[9] Regest 3018 wird sie noch aufgeführt, Regest 3019 nicht mehr.
[10] Regest 3016.
[11] Vgl. Regest 3019 mit Regest 3021.
[12] Regest 3021.
[13] Vgl. Regest 3022 (2810).
[14] Regest 3023.
[15] Vgl. Vigener, RggEbMz Nr. 3049. Es sei noch bemerkt, das der Mainzer Domherr Ulrich von Kronberg (zusammen mit seinem Bruder Walter) in demselben Jahre (1366) wie Adolf in Bologna studierte; vgl. Friedländer und Malagola (siehe Vigener, RggEbMz Nr. 3020) 128, Knod 278 Nr. 1924 und 1925, dazu Vigener, RggEbMz Nr. 1885 und 1986. Eine Bestechung der Wähler Adolfs von 1371 erwähnt der damals dem Nassauer abgeneigte Verfasser des Chronicon Moguntinun als Gerücht (vgl. Vigener, RggEbMz Nr. 2810). Es ist keineswegs unmöglich, dass Adolf damals und auch im April 1373 den Domherren Versprechungen und Geschenke machte, Beweise fehlen indessen (über die von Bodmann, Rheingauische Altertümer 1, 147, danach von Handloß 18 erwähnte angebliche Urkunde Erzbischof Ludwigs vom 17. Dezember 1376 (s. unter diesem Datum).
[16] Adelheid, die älteste Schwester von Adolfs Vater, war die Mutter Ulrichs IV. von Hanau (vgl. dazu Vigener, RggEbMz Nr. 3102, ferner 1374 Mai 21 und 1375 Januar 13), der mit Else von Wertheim vermählt war, und der Else, der Gattin des Grafen Wilhelm von Katzenelnbogen; die zweite Schwester Elisabeth war mit Ludwig von Hohenlohe vermählt, eine jüngere mit Konrad von Weinsberg. Erzbischof Adolfs ältester Bruder Gerlach (gest. vor 1369 Juli 3) war mit Agnes von Veldenz vermählt; über die Heiraten seiner Schwestern und seines jüngeren Bruders Walram vgl. Anm. 3.
[17] Die von Adolf für Speyer ausgestellten Urkunden, die übrigens zum Teil in seine Register (Mainzer Ingrossaturbücher 9, 10 und 11) eingetragen worden sind, durften, soweit sie politische Bedeutung haben, nicht übergangen werden; die wenigen kirchlichen sind der Vollständigkeit halber gleichfalls berücksichtigt worden.
[18] Dictionnaire . . . publié sous la direction de A. Baudrillart, A. Vogt. et U. Rouziés Bd. 1, Lieferg. 2 (1910), Sp. 579.
[19] Einen Ausschnitt aus den ersten 5 Jahren von Adolfs Episkopat behandelt Fritz Vigener, Kaiser Karl IV. und der Mainzer Bistumsstreit (1373-1378), Trier 1908 (= 14. Ergänzungsheft in der Westdeutschen Zeitschr. f. Gesch. und Kunst). Hier auch weitere Literaturangaben.

Quellenansicht

Keine

Metadaten

Personenindex

Zitierhinweis:

Vigener, RggEbMz Nr. 3014b, in: Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe, URI: http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/4617 (Zugriff am 28.03.2024)