Vigener - Erzbischofsregesten (1354-1374)

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Vigener, RggEbMz Nr. 2810

Datierung: 11. März 1371

Quelle

Aussteller:

Empfänger:

Archiv: Vigener, Regesten

Weitere Überlieferung:

Vigener, Regesten mit Verweis auf:

  • Gedr. (aus dem Entwurf): von Gudenus, Cod. dipl. 3, 494 (S. 496 Z. 13 lies: representantes statt reputantes.
  • Vgl. Vigener, Karl IV. und der Mainzer Bistumsstreit 11f.

Geographische Bezüge:

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Inhalt

Kopfregest:

Wahl eines Mainzer Erzbischofs.

Vollregest:

Dem Papst Gregor XI. schreibt der Kustos [Erwin von Rohrbach] und [genannte][b] Kanoniker der Mainzer [Dom-]Kirche: Da es kanonische Vorschrift ist, dass die Domstifte nicht länger als drei Monate einen Bischof entbehren sollen,[c] so sind sie nach der Bestattung Erzbischof Gerlachs mit dem Dekan und den damals gegenwärtigen übrigen Kapitularkanonikern im Dom, in der Winter-Kapitelstube zusammengekommen, um über die Wahl oder Postulation des Bischofs zu verhandeln, unter dem Vorbehalt, dass sie damit dem Willen Sr. Heiligkeit nicht entgegen sind und päpstliche Reservationen nicht entgegenstehen, und im Vertrauen auf die Güte des apostolischen Stuhles.

Nach verschiedenen Verhandlungen beschlossen sie insgesamt, die Wahl durch feierliches Scrutinium zu vollziehen. Sie bevollmächtigten den Scholaster [Otto von Schönburg] und die Domherren Hertwig [Ring von Saulheim] und Rüdiger [von Geinhofen], alle Stimmen, auch ihre, ausgenommen die des Scholasters, der mit der Angabe der Gründe seine Stimmenthaltung erklärte, geheim und einzeln zu sammeln, aufzuzeichnen und das Ergebnis unverzüglich mitzuteilen. Darauf nahmen zuerst der Scholaster und Rüdiger die Stimme Hertwigs, dann Hertwig mit dem Scholaster die Rüdigers auf, dann die Stimmen der übrigen, geheim und einzeln. Das Ergebnis wurde durch den vom Kapitel zugezogenen öffentlichen Notar Bernhard in Gegenwart aller verlesen. Nach Sonderung der Stimmen und ihrer getrennten Verzeichnung wurden sie durch den Domherren Claes (Nikolaus) vom Stein d. J. verlesen. Es ergab sich, dass die als Aussteller dieses Briefes genannten Domherren, die den größeren und verständigeren Teil des Kapitels darstellen, für Kuno von Falkenstein, Erzbischof von Trier, gestimmt hatten. Darauf hat Hertwig (ego Hertwicus predictus) auf Geheiß derjenigen seiner Mitkanoniker, die, in Gegenwart aller von dem Scholaster befragt, sich für Kuno erklärt hatten, den Kuno als Erzbischof und Hirten postuliert.

Kuno ist ein durchaus christlicher Mann, vor anderen durch Gehorsam ausgezeichnet, in allem ein erprobter Sohn der hl. römischen Kirche. Er ist reif an Jahren - das dreißigste Lebensjahr hat er lange hinter sich - stammt aus rechtmäßiger Ehe und hat längst alle Weihen empfangen; er ist durch Sitten und Wissen empfohlen, in weltlichen und geistlichen Sachen umsichtig, edel, mannhaft, mächtig und kenntnisreich, bei Gott und, wie sie hoffen, allen Menschen beliebt, in allen Unternehmungen, wie die Erfahrung bislang gezeigt hat, vom Glück begünstigt, ein Mann, vor anderen fähig, die Mainzer Kirche und ihren Klerus aus den schweren Bedrängnissen zu befreien, die Mainzer Kirche und ihre Rechte gegen Unterdrücker zu verteidigen, wie er es einst getan, als er von Dekan und Kapitel als Schützer der Mainzer Kirche bestellt war, wie er die Kölner Kirche, deren Administrator er kraft päpstlichen Auftrags war, geschützt hat, wie er noch heute die Trierer Kirche mannhaft und kräftig leitet. Das alles lässt sich nun von der Person des Herrn Adolf von Nassau, der durch den kleineren und schwächeren Teil des Domkapitels, aus minder gerechten Gründen, ebenfalls postuliert worden ist, bei aller Ehrerbietung (eius reverentia salva) nicht sagen, denn diesem Adolf fehlen unter anderem das vorgeschriebene Alter und die nötigen Weihen. Diese Postulation hat Hertwig schriftlich aufgesetzt und verkündet.[d| Sie bitten nun, S. Heiligkeit möge, in Erwägung, dass die Mainzer Kirche in ihrer gegenwärtigen Lage von niemand besser als von Erzbischof Kuno von Trier geleitet werden könne, diese Postulation, falls ihr nicht etwa eine päpstliche Reservation im Wege steht, gütig genehmigen und den Kuno der Mainzer Kirche zum Erzbischof und Hirten geben. 1371[a]

Quellenkommentar:

Die chronikalische Überlieferung ergänzt den Wahlbericht. Das Chronicon Moguntinum (S. 26) lehrt vor allem die Gegensätze im Domkapitel kennen: In diebus illis erat quidam decanus Maguntinus de natione Bavarorum Bopardiensium [Heinrich Beyer von Boppard, vgl. Vigener, RggEbMz. Nr. 2806, 2828, 2823 u.ö.]. Hic, assumptis sibi quibusdam de minori parte capituli Maguntini, fecit perniciosam discordiam eligendo quendam Adolffum, filium Adolffi, fratris Gerlaci archiepiscopi predefuncti de Nassaw, puerum videlicet octodedennem, non tam moribus, obedientia tamen imbutum; promissis et muneribus, ut dicitur, predicti electores subornati; maior autem et sanior pars canonicorum elegerunt seu postularunt Cunonem de Falckenstein archiepiscopum Treverensem. Ex qua dissensione magna pericula et incomoda in episcopatu sunt exorta. - Den Bericht der Chronica de episcopis Maguntinis macht die Tagesangabe wertvoll: Et ecclesia (diese beiden Worte nur in der Eberbacher Handschrift) vacavit ratione electionis et postulationis usque in feriam terciam ante Gregorü, que fuit quarto (vielmehr quinto!) idus Marcii, in qua quidem die duo fuerunt sumpti et nominati, quorum primus Adolffus de Nassauwe, filius quondam Adolffi, comitis de Nassauwe, alter vero dictus dominus Cuno de Falkenstein, actu die hodierno archiepiscopus Treverensis. - Die panegyrische und unkritische Biographie Kunos von Falkenstein in den Gesta Trevirorum (ed. Wyttenbach und Müller 2, 286) erzählt ungenau: Dominus vero Cuno, a Coloniensibus absolutus, post obitum domini Gerlaci archiepiscopi Moguntinensis a communi capitulo in archiepiscopum eiusdem ecclesiae petitur et eligitur. Quod dominus Cuno recusavit cum gratiarum actione; ecclesiam Trevirensem se tenere usque ad mortem eis nunciavit.

Fußnotenapparat:

[a] Das Datum aus dem Chronica de episcopis Maguntinis.
[b] In dem Entwurf sind die Namen nicht aufgezählt.
[c] Vgl. Decretum Gratiani c. 35 D. 63 und Decretal. Greg. lib. I, tit. 6 (De electione) cap. 41.
[d] In die Ausfertigung sollte sie im Wortlaut aufgenommen werden. In dem Konzept heißt heißt es nur: Inseretur totus tenor pronunciationis addatur, eandem ... sollempniter factam et publicatam in continenti, prout predicti concanonici mei in hac parte consencientes, maiorem partem capituli ... representantes, unanumiter receperunt et approbarunt.

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Keine

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Zitierhinweis:

Vigener, RggEbMz Nr. 2810, in: Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe, URI: http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/4374 (Zugriff am 18.04.2024)