Vogt, Regesten

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Vogt, RggEbMz Nr. 0905a

Datierung: 1306-1320

Quelle

Ohne Aussteller, Empfänger und Empfangsort

Archiv: Vogt, Regesten

Weitere Überlieferung:

Vogt, Regesten S. 171-172.

Inhalt

Kopfregest:

Bemerkungen Vogts zu Erzbischof Peter von Aspelt

Vollregest:

Das Jahr, in dem Peter von Aspelt geboren wurde, wissen wir nicht, nur das Jahrzehnt können wir berechnen. Denn da er im Jahre 1261 in Padua studierte und im Jahre 1320 aetate senili confectus[1] starb, so muß er wohl in den 40 er Jahren des 13. Jahrhunderts geboren sein.

Seine Eltern sind nicht bekannt. Es waren Leute niederen Standes, und das adlige Domkapitel von Trier bekämpfte die Ernennung Peters zum Stiftspropst energisch mit dem Hinweis auf seine Herkunft »humilis nationis« (Reg. 908). Sonst wissen wir von den Eltern nur, daß sie, wenn nicht mit anderen Gütern des Lebens, so doch mit Kindern reich gesegnet waren.[2]

Als Ort seiner Geburt wird in der Königsaaler Chronik[3] und von Mathias von Neuenburg[4] in Übereinstimmung mit der Grabschrift[5] Trier angegeben, und es liegt kein Grund vor, daran zu zweifeln. Wenn Peter, wie auch sein Bruder Paulin, in Urkunden mehrfach de Aspelt oder dictus de Aspelt genannt wird,[6] so ist dem zu entnehmen, daß die Familie aus dem Dorfe Aspelt bei Luxemburg stammt und, wie das damals überaus häufig geschah,[7] die Angabe des Herkunftsortes wie einen Familiennamen den Vornamen zufügte.

Peter wuchs in Trier auf[3], und vielleicht hatte das Stift von S. Simeon, dessen Scholaster er später wurde (s. Reg. 905), besonderen Anteil an seiner Erziehung. Er studierte in Bologna[8] und i. J. 1261 in Padua, wo er zu der Genossenschaft der Ultramontanen gehörte, deren [erster] Rektor damals der Freisinger Propst Heinrich von Petronell war.[9]

Dann hielt er sich an der Universität Paris auf. Leider haben wir darüber nur die kurze Nachricht des päpstlichen Leibarztes Magister Johann von Göttingen, des späteren Bischof von Freising,[10]: [Petrus] fuerat quondam Parisius in philosophia et medicina magister autenticus et famosus.[11] Ob er noch als Lernender nach Paris kam, wie lange und mit welchem Erfolge er dort lehrte, ist nicht mehr festzustellen. Daß er sich besonders der Medizin gewidmet hat, wissen auch verschiedene Chroniken zu berichten,[12] und selbst der österreich. Reimchronist, der seinem Haß gegen Peter vielfach den stärksten Ausdruck gibt, nennt ihn erzens meister.[13]

Als Leibarzt König Rudolfs konnte er seine Fähigkeiten erproben auf einträglichem Posten. Es mehrten sich die kirchlichen Stellen, die er erlangte und behielt. Im Jahre 1286 besaß er neben der Scholastrie von S. Simeon in Trier die Kirche zu Bertingen (s. Reg. 905) und erwarb dazu die Propstei von Bingen und ein Mainzer Domkanonikat (s. Reg. 906). Drei Jahre später ist er auch im Besitz von Kanonikaten und Pfründen in Trier und Speyer, während er die Kirche von Riol nur vorübergehend innehatte. Bei einem Besuch der römischen Kurie i. J. 1289 (s. Reg. 907) hat ihm Papst Nikolaus IV. auf die Bitte des Kardinals Jakob Colonna gegen den Willen des Domkapitels auch die Dompropstei von Trier verliehen und stand ihm dann auch in den Schwierigkeiten, die ihm hier, wie in Bingen, bereitet wurden, zur Seite.

Dann wechselte Peter die Dienste und wurde Protonotar für Böhmen unter dem Schwiegersohn König Rudolfs, Wenzel II. - Kanonikate in Wischerad (Reg. 911), Prag (Reg. 923) und Breslau (Reg. 936) waren der Lohn für seine Tätigkeit, durch die Übertragung der Pfarrei von S. Stefan in Wien suchte Herzog Albrecht ihn sich zu verbinden (Reg. 960), weiterhin gewann Peter eine Pfründe in Maestricht (s. Reg. 962) und auch von den früher erworbenen, ertragreichen Pfründen brauchte er nicht zu weichen (s. e. l.).

Der Tod des böhmischen Kanzlers i. J. 1296 brachte ihm die Beförderung auf dessen Posten, und nun beginnen die Jahre einer überaus erfolgreichen politischen Tätigkeit.[14] Wenzel wurde König von Polen und schien auch die Stefanskrone seinem Hause gewinnen zu können. Verträge mit Philipp von Frankreich und einer Reihe andrer Fürsten sollten das Erreichte gegen den deutschen König und den Papst schützen. Da starb König Wenzel und Peter glitt von seiner einflußreichen Stelle im internationalen politischen Getriebe herab. Wenzel III. trennte sich von dem Ratgeber seines Vaters.

Eine kurze Zeit hindurch war Peters Kraft auf das Bistum Basel beschränkt. Das hatte ihm Papst Bonifaz VIII. am 31. März 1297 übertragen (s. Reg. 961), und, wie Urkunden und Chroniken bezeugen, hatte die Diözese nicht darunter gelitten, daß sie Jahre hindurch aus der Ferne regiert wurde. Jetzt widmete sich Peter mit doppeltem Eifer dem Hochstift, bis ihn am 10. Nov. 1306 Papst Clemens V. dem französischen König zu Liebe oder doch nicht zu Leide, auf den Mainzer Erzstuhl erhob.[15] Von seiner Tätigkeit in dieser Stellung, der höchsten, die ein Deutscher damals erlangen konnte, der nur mit Ehrgeiz und Verstand, aber nicht mit einem stolzen Namen ausgerüstet war, geben die nachfolgenden Bogen eine deutliche Vorstellung.

Das wechselvolle Leben des Trierer Bürgersohnes, des böhmischen Staatsmannes und des deutschen Kurfürsten darzustellen, hat J. Heidemann, Peter von Aspelt als Kirchenfürst und Staatsmann (1875), versucht, doch ohne der Aufgabe völlig gerecht zu werden.[16]

Fußnotenapparat:

[1] Königsaaler Geschichtsquellen (ed. Loserth) S. 411.

[2] J. Heidemann, Zur Gesch. und Politik Peters von Aspelt in Forsch. zur deutschen Gesch. 9 (1869), 265 - 268.

[3] l. c. S. 333: Civitas Trevirensis hunc dominum Petrum .. genuit et fovit et pavit.

[4] Böhmer, Fontes 4, 175: Petrus de Treveri.

[5] Petrus de Treveri natus, s. unter 5. Juni 1320.

[6] Vgl. z. B. Reg. 905, 907, 957 (Anm.).

[7] Beispiele gewähren alle städtischen Urkundenbücher für diese Zeit.

[8] Nik. Comnenus Papadopolus (Historia gymnas. Patavini 2, 153), der dies berichtet, gibt dafür keinen Beleg.

[9] Papadopolus l. c.: Petrus 1261 Patavii erat inter minores comites et administros Henrici de S. Petronilla. Dieser war in der Tat damals Rektor der Ultramontanen s. Denifle im Archiv f. Literatur- und Kirchengesch. 6 (1897), 366; ebenda S. 313 und 381 die damals geschaffenen Statuten, von denen Papadopolus auf Grund von Porcellinus, Praefatio ad Matriculam, und Salomonius, Collectanea ex Lignaminibus ad Inscrip. Gymnas., berichtet, daß sie von der Hand Peters geschrieben worden seien. Übrigens konnte Peter in Padua Theologie nicht studieren.

[10] S. über ihn Kisky, Domkapitel S. 131.

[11] Schannat, Vindemiae literariae 1, 213.

[12] Ann. Colmar. (Mon. Germ., SS. 17, 225) nennt ihn medicus, Mathias von Neuenburg l. c.: phisicus.

[13] Vers 86078; gleich darnach heißt es: grôze kunst het er / ûf alle arzenîe list.

[14] Über diese Jahre der Geschichte Peters orientiert in erfreulich klarer und knapper Zusammenfassung F. Gräbner, Böhmische Politik vom Tode Ottokars II. bis zum Aussterben der Přemysliden.

[15] Die summarische Übersicht über Peters Aufsteigen und Leistungen vor dem 10. Nov. 1306, die in den Regesten 905-1084 versucht ist, wird willkommen sein, auch wenn sie nur verzeichnet, was bei der Sammlung der Urkunden des Erzbischofs zufällig gefunden wurde, oder in den wichtigsten Werken über Böhmen und Basel gedruckt bezw. erwähnt ist.

[16] Kürzere Darstellungen von Peters Leben siehe: [Schirach, Biographien der Deutschen 1, 113;] v. Stramberg, Rhein. Antiquarius II, 4, 1-24 und Bockenheimer, Allg. dt. Biogr. 25, 465-467; die Geschichte seiner politischen Lehr- und Wanderjahre hat Heidemann in dem in Anm. 2 zitierten Aufsatze dargestellt (s. auch Anm. 14) - Daneben spielt Peter natürlich in allen Darstellungen der Regierung König Wenzels II. von Böhmen und der deutschen Könige Albrecht, Heinrich und Ludwig eine hervorragende Rolle.

Quellenansicht

Keine

Metadaten

Zitierhinweis:

Vogt, RggEbMz Nr. 0905a, in: Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe, URI: http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/21675 (Zugriff am 28.03.2024)