Vigener - Erzbischofsregesten (1354-1374)

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Vigener, RggEbMz Nr. 0129

Datierung: 10. Mai 1354

Quelle

Aussteller:

Empfänger:

Archiv: Vigener, Regesten

Weitere Überlieferung:

  • Vigener, Regesten mit Verweis auf: 2 Perg. Or.: a) Marburg, Samtarchiv (46/18). Das Siegel Gerlachs fehlt, das große Kapitelsiegel (beschädigt) an Pressel. - b) München, Reichsarchiv (Mainzer Nachtrag fasc. 35). Das große Siegel Gerlachs (beschädigt) und das große Kapitelsiegel (halb zerstört) an Presseln. - Kopie: Würzburg, Ingrossaturbuch 4 fol. 105v, 7 fol. 5 und fol. 20 (hieraus, 17. Jh., 3 fol 253v), Lib. reg. 6 fol 73 (Ende 14. Jh.); Erfurt, Kopiar I 4 fol. 5v (gleichzeitig); Marburg, Staatsarchiv, Kopiar 1 fol. 55 (gleichzeitig) und (15. Jh., falsch: sabb. post Pancr.) Verträge mit Mainz, Abschriften. Auszug v. Ende 15. Jh. (falsch: nach Pancarcien): Wiesbaden, Kopialbuch VII A Nr. 171 fol. 53. - Gedruckt: Beurk. Nachricht von Schiffenberg 2, Beilagen S. 46 Nr. 201 (aus Or. a, aber ungenau), vgl. ebenda. 2 S. 99f. - Erwähnt: Ledderhose, Kleine Schriften 5, 91; Rady, Gesch. d. kath. Kirche in Hessen 300 (die Stelle über die geistl. Gerichte ist abgedruckt). Dass die erzb. Urkunde erst nach der Vollziehung des Vertrages ausgefertigt wurde, ergibt sich aus dem folgenden Regest. Die Gegenurkunde der beiden Landgrafen vom gleichen Tag ist mut. mut. der erzbischöflichen Urkunde gleichlautend. - Fehlerhafte Perg. Kopie (um 1385): Düsseldorf, Lehenbuch Frider. maior (C. O. 1) fol. 214 Nr. 412.

Geographische Bezüge:

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Inhalt

Kopfregest:

Sühne zwischen Erzbischof Gerlach von Mainz und Landgraf Heinrich von Hessen

Vollregest:

Erzbischof Gerlach, das Kapitel und das Stift (so!) zu Mainz bekunden, dasssie mit dem Landgrafen Heinrich von Hessen und seinem Sohn Otto[a] gesühnt sind.

  1. Die Lehen, die weiland Landgraf Johann von Gerlachs Vorgängern in Hessen oder sonst hatte,[b] verleiht Gerlach hiermit den Landgrafen.
  2. Er lässt ihnen die Burg (hus) zu Falkenberg, die ihren Vorfahren seit alters gehörte, und gibt alle Ansprüche auf die Burgen Falkenstein und Hessenstein preis.
  3. Der Reinhartswald soll den Landgrafen gehören; doch behalten die vor diesem Wald liegenden mainzischen Dörfer ihr Weiderecht (achtwarte), das sie seit alters in dem Wald haben. Wenn die von [Hof-]Geismar mit Zeugen (kuntschaft) beweisen, dass sie ein besonderes Gehölz haben, das an den Reinhardswald stößt oder dabei liegt, so sollen sie es behalten.
  4. Der Erzbischof soll die Hälfte der Sababurg (Zappinburg) den Landgrafen geben und gemeinsam mit ihnen die ganze Burg innehaben; die Amtleute beider Teile sollen Burgfrieden und Burghut miteinander bestellen.
  5. Wenn die Landgrafen beweisen, dass frühere Erbzbischöfe sie an den Dörfern, die zu Trendelburg (Trendenburg) gehören, geschädigt und ihnen etwas von ihrem Besitz genommen haben, soll er es ihnen wiedererstatten; auch sollen sie in ihren Rechten am Kelderholze und den anstoßenden Gehölzen bleiben, und ihre Mönchhöfe und Dörfer sollen das Weiderecht darin behalten.
  6. Sind die Unroder zu Fritzlar[c] nachweislich eine Gemeinde gewesen, so sollen sie es auch bleiben.
  7. Die Landgrafen dürfen ihre Klöster, Pfaffen und Mönchhtife, die in ihrem Lande liegen, in allen weltlichen Sachen schirmen, sollen aber dem Erzbischof seine Rechte dann in allen geistlichen Sachen belassen.
  8. Der Erzbischof soll nicht gestatten, dass landgräfliche Laienuntertanen wegen weltlicher Sachen vor das erzbischöfliche geistliche Gericht gefordert werden. Geschieht es doch, so sollen die Richter sie an ihres Herren Gericht zurückverweisen und sie nicht bannen; die Kosten sollen die tragen, die die Ladung getan haben.
  9. Die Landgrafen sollen dem Erzbischof Neustadt. (die Nuwenstaid; Or. b: Nuwinstad) und die Burg zu Haldessen (Halsen; Or. b: Haltss) wiedergehen, Kirchhain (den Kirchain, b: -ayn), Burg und Stadt, auflassen und von ihm zu Lehen tragen;[d] sie können Kirchhain befestigen, dürfen indes keinen (er sei Pfaffe oder Laie, Burgmann, Bürger oder Jude) dort aufnehmen, der zu Amöneburg auf dem Berge gesessen ist oder zum Berg gehört.
  10. Keiner von ihnen soll Mannen des anderen mit Krieg oder zum Krieg wider diesen nehmen.
  11. Oben im Lande, im Lande Hessen und an der Werra sollen beide Teile je zwei Richter und gemeinsam einen Obermann einsetzen; diese haben über Streitigkeiten, die sie nicht gütlich beilegen können, binnen 14 Tagen zu entscheiden.
  12. Diese Sühne ist aufgerichtet durch Heinrich, Grafen zu Hohnstein (Hoenstein), Herrn zu Sondershausen (Sundirshusen, b: -ers-), des Erzbischofs Oheim, Johann, Grafen zu Nassau (Nassaw, b: -ow), Herrn zu Merenberg (b: -in-), des Erzbischofs Bruder, den Grafen Siegfried von Wittgenstein (Wedichen-, b: Wydechin-) und die Ritter Heidenreich von Elkerhausen (-husen, b: irhusen), Simon von Homberg (Hoenberg) und Stephan von Schartenberg,[e] des Erzbischofs liebe Getreue.

    G. uff (b: off) den nehesten sunabint (su<o>nabent) vor santte (sente) Pancracien dags (tage) des heilgen merteres (martelers).

Quellenkommentar:

Erst nahezu ein Jahr später hat man von mainzischer Seite den Anspruch Hofgeismars (vgl. oben § 3) auf einen Anteil am Reinhardswald zu beweisen unternommen, wie folgende Urkunde vom 19. April 1355 zeigt. Heinrich von Hanstein, Amtmann Erzbischof Gerlachs, und die Ratsmeister und der Rat der Stadt Hofgeismar (Geysmar) lassen auf dem Rathaus dieser Stadt (die fromen manne) den Ritter Stebin von Haldessen, den Knappen (knabin) Friedrich von den Husen, Arnold Botswin, Her[mann] von Corbach, Bode(n) von Forste, Johann ober darn waszir, Kurt (Cordin) Zaligin, Johann Hildebolt und Ber-[told?] Guden vor sich kommen. Diese Männer - jeder von ihnen war seiner Aussage nach über 60 Jahre alt - erklärten unter Eid, dass sie dabei waren, als Herr Curd, der Edelinann von Schöneberg (Schonenburg), des jetzt lebenden Curd von Schöneberg Grossvater (aldir vatter), und die Bürger von Hofgeismar das Holz, das das Geismarische Sondergehölz (die Geysmarke sundern) heißt, von dem Reinhartswalde abgrenzten (zogen eyne snedin . . . also man eyne sneden pleget zu<o> rechte zu<o> zcende und zu<o> czechende) und dass mit dieser Abscheidung (zcu<o>cht, bewysunge, bestedunge und zeychenunge) swohl der von Schöneberg und die Seinen wie die Bürger von Hofgeismar zufrieden waren. - A. sunt hec anno, indictione .... superius designatis (zu Beginn: 1355 in der achten diction des heilgin vattirs in gode unsirs herrin Innocencii der werdin vorsichtikeit godis des sehistin babistes in sime drittin jare an dem nunczehenden tage des mandes Aprilis der ist dy<e> driczende kalende des meies umbe vesperziit oder darby ...) presentibus strennuis viris et honestis honestis dominis Goswino Blicken, plebano in Herstelle, Alberto, plebano in Mestere [=Meiser]m Johanne de Gahan, sacerdote, Johanne, plebano in Dwergen [= Zwergen], Ber[toldo?], plebano in Wlmrsh [=Wülmersen?], Arnoldo de Portenheim, milite, Burkardo de Hanst[ein], armigero, Her[manno] de Haldessen, Stephano de Haldessen iuniore, Thiederico de Bela, Ludwico dicta Valkin, armigeris, Her[manno], notario Heinr[ici] de Hanst[ein], advocati antedicti, fidedignis testibus ad premissa vocatis specialiter et rogatis. - Kop. des Notariatsinstrumentes (Hermannus Avunculi clericus Mag. dioc. publ. imperiali auct. notar.): Würzburg, Ingrossaturbuch 4 fol 325, daraus (15. Jh.) 3 fol. 164.

Fußnotenapparat:

[a] Otto war (spätestens seit 1340) Mitregent, vgl. Diemar i. der Zs. f. hess. Gesch. N.F. 27 (1903), 19.
[b] Vgl. die Vereinbarung zwischen Erzbischof Mathias und Hessen: Gudenus, Cod. dipl. 3, 219; Wenck, Hess. Landesgesch. 2, UB. S. 292ff.
[c] Vgl. Falckenheiner, Gesch. hess. Städte u. Stifter 2, 137f.
[d] Vgl. dazu C. Heldmann i. der Zs. f. hess. Gesch. N. F. 20 (1895), 67.
[e] (Stephan VI.) vgl. Landau, Hess. Ritterburgen 1, 369 f.

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Keine

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Zitierhinweis:

Vigener, RggEbMz Nr. 0129, in: Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe, URI: http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/5554 (Zugriff am 28.03.2024)